Gesamtansicht Rezensionen

Olli Bäckströms auf Finnisch erschienener Lumikuningas ist chronologisch geordnet, springt aber von Kriegsschauplatz zu Kriegsschauplatz. Bäckström folgt den sieben Armeen des Königs von Pommern bis zum Bodensee und von der Mosel bis Schlesien und zwischendurch auch den Tentakeln des Krieges bis in andere Erdteile. Seine Schilderung der Geschehnisse im 'Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation' schöpft er aus drei Hauptquellen, dem Londoner Nachrichtenmagazin „The Swedish Intelligencer“, den Erinnerungen des schottischen Söldnerführers Robert Monro und dem „Mercure françois“. …

Leserinnen und Leser des vorliegenden Bandes erwartet die detailreiche Aufbereitung eines fotografischen Konvoluts von 341 Kollodiumpapieren aus Beständen des Berliner Ägyptischen Museums. Die Kenntnis über diese Abzüge war infolge falscher Beschriftung und mehrdeutiger Inventarnummern verloren gegangen, konnte aber durch Jana Helmbold-Doyé und Thomas L. Gertzen einer kleinen Forschungsexpedition zugewiesen werden, die 1900 nach Nubien reiste. …

Bereits in seinem 2002 erschienenen, vielbeachteten und hochgelobten Buch „Die neuen Kriege“ hatte Herfried Münkler dafür votiert, den Dreißigjährigen Krieg als „Analyserahmen und Vergleichsfolie“ für die rezenten asymmetrischen Kriege zu nutzen, um auf diese Weise deren Verständnis zu ermöglichen und Lösungsstrategien abzuleiten. Diesem Ansatz folgt der Berliner Politikwissenschaftler auch in seiner umfangreichen Monographie zum Dreißigjährigen Krieg, die sich nicht zuletzt dadurch von Georg Schmidts kurz danach veröffentlichtem, ähnlich voluminösem Werk „Die Reiter der Apokalypse“ (München 2018) unterscheidet. …

„Darf man am Denkmal für die ermordeten Juden Europas eine Bratwurst essen oder in Auschwitz ein Selfie knipsen?“ (S. 8), fragen die Herausgeber Frank Bajohr und Axel Drecoll provokant und führen damit hinein in die Diskussion um Dark Tourism, also Reisen zu makabren und mit Tod verbundenen Orten, wie z. B. Schlachtfeldern, Tatorten, Friedhöfen oder auch Gedenkstätten. Häufig sind über 50% der Besucherinnen von Gedenkstätten im Rahmen einer touristischen Reise dort – Tendenz steigend. Das Besuchen dunkler Orte hat jedoch den Ruch des Trivialisierenden und niederer Beweggründe …

Mit Jörg Osterlohs „‚Ausschaltung der Juden und des jüdischen Geistes‘ Nationalsozialistische Kulturpolitik 1920-1945“ ist eine der umfangreichsten Studien zur Kulturpolitik antisemitischer Parteien und insbesondere der NSDAP erschienen. Osterloh promovierte 2004 über die Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland und ist seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt a.M. Das Forschungsfeld, dem er sich hier widmet, ist nicht neu, doch gibt es wenige so breite Untersuchungen wie die hier rezensierte. …

Lars Ericson Wolke muss, als er sich an diese Arbeit machte, über eine in Jahrzehnten gewachsene Sammlung von Notizen zum Thema „Gefallene“ und „Begrabene“ verfügt haben. Der Zeitumfang ist beeindruckend: die Beispiele beginnen schon in der Antike und verdichten sich dann ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Man merkt, dass der Verfasser in seinem früheren Brotberuf Archivar war und sich besonders im Stockholmer Krigsarkiv gut auskennt. Lars Ericson Wolke setzt mit seinen Büchern die illustre Reihe schwedischer Archivare, die zu Historiographen mit einer Neigung zur Militärgeschichte wurden …

Die Autoren haben sich die zeitlich schmale, dennoch turbulente Etappe jener vielen ersten Schritte zur Eingliederung Südtirols in den Staat Italien vorgenommen. Dazu unterbreiten sie Akteure wie Aktionen sowohl auf Tiroler wie, fernab, auf hoher politischer Ebene der Siegermächte des Ersten Weltkriegs; Italien als Mittriumphator war in den Verhandlungen über den Landstrich Südtirol entsprechend erfolgreich.
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Als „quellenbasierte und umfassende Studie zur Vor- und Frühgeschichte der FPÖ“ (= Freiheitliche Partei Österreichs; S. 9) liegt nun eine Novität vor. Nach der Autorin „finden sich im VdU [= Verband der Unabhängigen] (und später auch in der FPÖ) durchaus viele ehemaligen Nationalsozialisten, die sowohl ihrer Funktion und Tätigkeit in der NS-Zeit als auch ihrer Gesinnung nach als ‚belastet‘ einzustufen sind“ (S. 126).
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Die Komplexität von Interessens- und Konfliktlagen erklärt die bislang nicht „tiefgreifende[n] Untersuchungen“ (S. 13) zu vorliegendem Thema, umrissen in der Einführung (M. Giuotto): Italien steht als Siegerstaat dem Verlierer Österreich nach einem „grundsätzlich antiösterreichische[n]Krieg“ (S. 19) gegenüber; Österreich ist von den Signatarmächten der Friedensverträge „als Stütze des schwachen europäischen Gleichgewichts, insbesondere zur Eindämmung Deutschlands“ (S. 29) gedacht; eine Schaukelpolitik Italiens hatte bereits gegenüber dem Habsburgischen Österreich Tradition (vgl. S. 17); Italien mit Aspirationen einer Großmacht sieht Österreich als „Zugangstor für Expansionspolitik“ (S. 24). …

Sichtweisen von Landschaften des 19. und 20. Jahrhunderts im Österreich der heutigen Grenzen, welche „Träume und Ängste“ sie hervorrufen, Erfahrungen sie „erzählen“ und welche „Bedeutungen Landschaften haben für die Identitätsbildung“ werden hier unterbreitet; stets unter analytischer Beachtung der „reale[n] Landschaft als Auslöser“ (S. 275). Dazu verwendet der Verfasser (fast) ein Sammelsurium von Quellen: Statistik, Belletristik, bildender Kunst, Filmen, Liedern, Märchen, Propagandaschriften, Ego-Dokumenten und anderen mehr; zudem die ihm passenden „Theorieelemente“ (S. 13), ohne sich dabei in extensiver Weise aufzuhalten. …