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Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen unter einem Alter von 16 Jahren sind z. B. nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Einzelfall diagnostizierbar, aber Persönlichkeitsstörungen im Kindesalter - gibt es das überhaupt? Die drei renommierten Autoren beantworten diese unter Fachleuten sehr umstrittene Frage mit einem eindeutigen 'Ja'. In ihrem Buch, das die erste deutschsprachig veröffentlichte Übersichtsarbeit zu diesem Thema darstellt, wollen sie, wie sie selbst im Vorwort darlegen, 'den Nachweis führen, daß die klinische Praxis und die Forschung uns die Möglichkeit geben, Persönlichkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit Sicherheit zu diagnostizieren.'
Ein deutscher Ordinarius für Psychiatrie soll jüngst gesagt haben: 'Wer nix kann, kann immer noch Gutachter werden' - mit Blick auf die, zumal in der Medizinerausbildung vorrangig vermittelten Tätigkeitsfelder des Erkennens und Behandelns von Erkrankungen als Behandler, Heiler und Helfer, der 'vornehmsten Pflicht' des Arztes, und die universitäre 'freudige Pflicht' des Forschens um des Fortschritts. Zu Unrecht, enthebt doch eine Begutachtung den Arzt zwar seiner traditionellen Rolle gegenüber dem Kranken, nicht aber der Pflicht um korrekte Diagnose und Einbeziehung der Therapieoptionen, und seine Entscheidungsfindung hat mithin oft weitestreichende Konsequenzen für das weitere Leben des Betroffenen...
Ein Jahr nach der gebundenen erscheint bei Rowohlt die Taschenbuchausgabe. Moeller, von 1983 bis zu seinem Tod in diesem Jahr Lehrstuhlinhaber für Medizinische Psychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, ausgebildeter Familientherapeut und u. a. Lehr- und Kontrollanalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, führt dem Leser im hier besprochenen Büchlein aus seiner Sicht Wesentliches über die Beziehung eines Paares aus, legt die - offensichtlich nicht so offensichtlichen - von ihm angenommenen Grundlagen von Beziehungsfähigkeit dar und erklärt selbige dann in allgemeinverständlicher Weise.
Ein wesentliches, wenn nicht gar zentrales Thema für den Mediziner ist naturgemäß die Umsetzung seiner Ausbildung in der täglichen Arbeit. Die 'klassisch' zu nennende Form ist dabei die Niederlassung als Freiberufler in eigener Praxis. Vorbei jedoch die Zeiten, da das Arztschild an der Praxistür den wirtschaftlichen Erfolg neben hohem Ansehen des Arztes in der Bevölkerung garantierte.
Ein deutscher Ordinarius für Psychiatrie soll jüngst gesagt haben: 'Wer nix kann, kann immer noch Gutachter werden' - mit Blick auf die, zumal in der Medizinerausbildung vorrangig vermittelten Tätigkeitsfelder des Erkennens und Behandelns von Erkrankungen als Behandler, Heiler und Helfer, der 'vornehmsten Pflicht' des Arztes, und die universitäre 'freudige Pflicht' des Forschens um des Fortschritts. Zu Unrecht, enthebt doch eine Begutachtung den Arzt zwar seiner traditionellen Rolle gegenüber dem Kranken, nicht aber der Pflicht um korrekte Diagnose und Einbeziehung der Therapieoptionen, und seine Entscheidungsfindung hat mithin oft weitestreichende Konsequenzen für das weitere Leben des Betroffenen...
'Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.' Mit dieser unmißverständlichen Prämisse begann Theodor W. Adorno (1903-1969) seinen am 18. April 1966 im Hessischen Rundfunk gesendeten Vortrag Erziehung nach Auschwitz, in dem er mit Vehemenz gegen die 'Vormacht aller Kollektive' angeht und eine 'Entbarbarisierung' der deutschen Gesellschaft fordert, da die 'Wiederkehr oder Nichtwiederkehr des Faschismus im Entscheidenden keine psychologische, sondern eine gesellschaftliche Frage ist.'
Martin Shaws jüngstes Buch ist eine bemerkenswerte Leistung. Es enthält eine kritische Diskussion der Globalisierungstheoriedebatte in den Sozialwissenschaften (Teil 1), einen Überblick über die 'globale Revolution' des späten 20. Jahrhunderts (Teil 2), einen feinsinnigen Vorschlag für die Rekonzeptualisierung der Grundkategorien der Gesellschaftsanalyse (Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft, Staat) und schließlich eine kühne Analyse des, wie er es sieht, gerade entstehenden 'globalen Staates'.
Wenn man die Auswirkungen der amerikanischen Welthegemonie und des damit einhergehenden, allmählich unaufhaltbaren Siegeszuges der kapitalistischen Marktwirtschaft betrachtet, tut es gut, ab und zu eine kritische Gegenstimme zu vernehmen. In dieser Hinsicht hat sich vor allem die Anti-Globalisierungsbewegung mittlerweile als fester Bestandteil der weltweit politisch aktiven Protestszene etabliert. Und dennoch bedarf diese relativ junge und völlig dezentral organisierte politische Bewegung noch einer sie verbindenden theoretischen Basis, will sie nicht schon bald wieder in der Bedeutungslosigkeit versinken.
Hat sich die einstmals enorme gesellschaftspolitische Wirkung des Gedankengebäudes von Karl Marx (1818-1883) erschöpft? Gilt die marxistische Gesellschaftstheorie, die mehr oder weniger Fundament aller realsozialistischen Gesellschaftssysteme und kommunistischen Parteidiktaturen in Mittel- und Osteuropa war, nach dem Zusammenbruch dieser Systeme in den Jahren 1989 bis 1991 nun als endgültig gescheitert? Konrad Löw, der sich seit langem mit allen Facetten des Werkes und des Lebens von Karl Marx kritisch auseinandersetzt, schätzt den Marxismus immer noch als aktuelle Herausforderung ein.
In seinem Buch zeigt Gerard Delanty (Professor an der Universität Liverpool) auf überzeugende Weise, daß, obwohl wir es im Moment mit einer Krise der Moderne zu tun haben, es dennoch übereilt bzw. falsch wäre, vom Beginn der Postmoderne zu sprechen. Das ist auch zugleich die Kernthese seines Buches und ein Thema, dem der Autor sich auf sehr verschiedene Weise nähert.