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Die Autorin hat sich zum Ziel gesetzt, die geschichtlichen Entwicklungen und Prozesse in der Region - im folgenden meint die Bezeichnung 'Syrien/-syrisch' den Gesamtraum einschließlich des Libanon - d.h. in einem Zeitraum von ca. 10 000 Jahren darzustellen. Eine detailreiche Beschreibung archäologischer Funde und Befunde ist in diesem Rahmen natürlich nicht möglich und war auch gar nicht angestrebt. Sie benutzt statt dessen die Methode der Strukturanalyse, deren Ausgangspunkt ein Geschichtsverständnis ist, das die historischen Ereignisse vorrangig unter dem Aspekt des strukturellen Wandels sieht. Sie versucht also, 'herauszufinden, in welchen Teilbereichen der Gesellschaft die Wirkungsfaktoren liegen, die die Kontinuität garantieren bzw. den Wandel verursachen' (S. 3f.). ...
Der neuerliche Streit um Troia ist allmählich abgeflaut. Für diejenigen, die Ohren hatten, geschah das schon auf der Tübinger Troia-Konferenz, auf der nach außen hin mit starken Bandagen gekämpft wurde, und diese Heftigkeit hatte sich noch einige Zeit lang in der Tagespresse fortgesetzt. Aber schon in Tübingen wurden drei zentrale Punkte, die vor allen Dingen den Streit ausgelöst hatten, allmählich aus dem Verkehr gezogen: Der eine betraf eine angeblich kompakte Bebauung der Unterstadt von Troia, der zweite eine angeblich hohe Bevölkerungszahl und der dritte die Rolle Troias als angebliche Drehscheibe des Handels - 'Troia' hier immer nur als die Bebauungsschichten bezeichnet, auf die es ankommt.
Die Besiedlung der Unterstadt wurde im Laufe der Tagung immer lockerer, die Bevölkerungszahl sank,...
Troia ist mit der Ausstellung 'Traum und Wirklichkeit' und der auch in der Presse beachteten Auseinandersetzung zwischen den Wissenschaftlern Kolb und Korfmann um die seinerzeitige Bedeutung der Stadt wieder einmal en vogue, und das gibt Anlaß, das Leben von Troias Erstausgräber Heinrich Schliemann aufs Neue darzustellen. Flügge weiß, wovon er schreibt, das zeigt nicht nur der zudem über das Biographische hinausgehende bibliographische Nachweis (S. 296-299), sondern die ganze Darstellung. Die ist flott, ja faszinierend, geschrieben, verrät umfassende Kenntnisse und weist Einzelheiten auf, die entbehrlich wären und doch wert sind, genannt zu werden. So ist nur wenigen die 1732 zu London gegründete 'Society of Dilettanti' ein Begriff, bei deren Name nicht der 'Dilettant', sondern der kenntnisreiche Amateur Pate stand (S. 152), und die Möglichkeit, ohne Abitur und Studium sowie sogar in Abwesenheit, aber ordnungsgemäß promoviert zu werden (S. 181), erinnert daran, daß nicht erst heutige Universitätsreformen Außenseitern Pfade gewährten...
Pierre Gros, ausgewiesener Kenner römischer Architektur, ersetzt mit seiner zweibändigen L'architecture romaine die beiden älteren Standardwerke Luigi Crema, L'architettura romana von 1959 und Axel Boethius/J.B. Ward-Perkins, Etruscan and Roman Architecture von 1970. Die Archäologen haben in den letzten Jahrzehnten nicht geschlafen, und so galt es, eine Fülle neuen Materials einzubeziehen. Das macht die Gliederung des Stoffes nicht einfach. Es sind Entwicklungslinien aufzuzeigen, Epochenspezifisches zu betonen und zugleich Bautypen und lokale Unterschiede herauszustellen. In dem jetzt vorliegenden zweiten Band Maisons, palais, villas et tombeaux hat Gros vier Teile angeordnet, die nicht der bewährten und lexikalischen Grundordnung von Crema entsprechen, denn wir finden ein typologisches Prinzip: 'Die städtische Wohnung', 'Die Villa', 'Die Grabmonumente' und ein Kapitel 'Zusammenfassende Synthesen'...
Wieder einmal ist eine Geschichte des Alten Ägyptens auf dem Buchmarkt erschienen - diesmal in englischer Sprache -, und schon die Auswahl der Autoren zeigt die bewährte Qualität und Tradition Oxforder Publikationen. Nach einer Einleitung von I. Shaw, die den Leser mit den Grundkonstituenten ägyptischer Kultur und Lebensäußerungen sowie den Besonderheiten dieser ältesten Hochkultur vertraut macht, wird in einem ersten Exposé die vorpharaonische Zeit im Bereich Nordostafrikas behandelt, bis mit der Kulturformation Badari die Ursprünge der ägyptischen Kultur erreicht sind (S. 17 - 43). ...
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Person des Gaufürsten Chnumhotep, einem mächtigen Provinzbeamten in der frühen 12. Dynastie (ca. 1900 v. Chr.). Die Autorin beschreibt kurz das persönliche Umfeld, die politischen Gegebenheiten, die geistigen und religiösen Vorstellungen seiner Zeit sowie seine Familie und seine Stellung innerhalb der Gesellschaft. Doch der Schwerpunkt ihrer Untersuchung liegt auf seinem Felsengrab, das in den Bergzug bei Beni Hasan hineingebaut wurde...
In diesem Buch wird das tägliche Leben im pharaonischen Ägypten behandelt, ein Thema, das sicher einen breiten Leserkreis interessiert. Die Autorin stellt die Bereiche Geographie, Landwirtschaft, Handwerke, Gesellschaftsordnung, Erotik, Wissenschaft, Musik, Religion, Tierwelt und zum Abschluß den Totenglauben vor. Leider kann man jedoch die deutsche Übersetzung des Buches der angesehenen Ägyptologin Edda Bresciani aus mehreren Gründen nicht als Grundlage für eine umfassende Information empfehlen. Zur Begründung dieser Aussage habe ich nur einige wenige Beispiele aus verschiedenen Teilen des Textes herausgenommen und zitiert, die gleichen Mängel ziehen sich jedoch durch das ganze Buch hindurch:
Wer sich über rechtliche Fragen in Alt-Ägypten informieren muß, sucht eine aktuelle, zusammenfassende Darstellung vergebens. Zwar erlauben es diverse Artikel an verschiedenen Orten oder die (inzwischen veralteten) Einträgen aus dem Lexikon der Ägyptologie, sich einen ersten Überblick zu verschaffen, doch werden in der Regel immer nur spezielle Teilbereiche eines engen Problemfeldes beleuchtet. Vieles wird noch kontrovers diskutiert...
Die Zahl der veröffentlichten griechischen Schriftzeugnisse aus dem Ägypten zwischen der makedonischen und der arabischen Eroberung (332 v. Chr. - 643 n. Chr.) ist hoch und beläuft sich auf etwa 40 000 Papyri und Ostraka. Rund die Hälfte des Materials betrifft die römische Epoche und beleuchtet den Alltag in dieser Zeit zwar nicht lückenlos, aber doch höchst detailliert. Geschrieben wurde zu allen Zeiten vor allem aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen, und die Papyruskunde ist dem entsprechend seit ihren Anfängen vor über 100 Jahren von wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchungen begleitet gewesen...
Die Grammatik von E. Graefe ist für den akademischen Anfängerunterricht an Universitäten konzipiert und setzt einen Lehrer voraus, der die absichtlich knapp gehaltenen Kapitel erläutert, besonders, da die Auflösungen der Übungsstücke nicht enthalten sind. Dies, aber vor allem die darin verwendete neue Umschrift der Hieroglyphen, erschwert die Benutzung der Grammatik für den Anfänger ganz erheblich. Anders die Intention der englischen Grammatik von James P. Allen. Sie wendet sich an Studierende und die interessierte Öffentlichkeit, die Schrift und Sprache des Alten Ägypten im Selbststudium erlernen möchten. Entsprechend ausführlicher sind die Kapitel gestaltet, und am Ende des Buches sind die Auflösungen zu den Übungsstücken enthalten. Um ein besseres Textverständnis zu erreichen, wird in kleinen Abhandlungen sein jeweiliger kultureller Hintergrund erläutert. ...