An Index of Ancient Egyptian Titles, Epithets and Phrases of the Old Kingdom

In diesen im Design wenig ansprechenden zwei Bänden zu den Berufen, Titeln und Epitheta des Alten Reichs stecken die Grundlagen jeder wissenschaftlichen, dieser Zeit gewidmeten Forschung. M. Murrays Vorgängerband Index of Old Kingdom Titles erschien 1908 und war mittlerweile so veraltet und unzuverlässig geworden, daß sich eine Neubearbeitung anbot. Der Index von D. Jones ist aber mehr als ein Update und eine weitere Liste der Titel, sondern vielmehr eine Aufstellung mit ausführlichen Angaben zur Sekundärliteratur. Diese Erweiterung und die neu gewonnene Zuverlässigkeit der Lesungen machen das Buch zu einem Standardwerk für diese Epoche.

Bei der Durchsicht des Schrifttums des Alten Reichs fällt als erstes die relative Einseitigkeit der Texte ins Auge. So sind keine Literaturwerke überliefert, obwohl einige Lehren des Mittleren Reiches als Autoren eine Persönlichkeit des Alten Reiches angeben. Gäbe es die Pyramidentexte nicht, dann müßte sich die Sprachforschung auf ein paar Dutzend etwas längere Texte konzentrieren, die fast alle in der Anthologie von Roccati, La littérature historique sous l'Ancien Empire égyptien (1982) gesammelt sind. Das deutliche Gros der Texte stammt aus den Gräbern; entweder sind es Beischriften zu Wanddarstellungen oder Aufschriften der Grabbeigaben. Fortlaufende Texte, selbst komplette Sätze, sind selten. In diesen Fällen dominiert das Bild oder Objekt über das Wort, das wie eine Zutat wirkt. Diese relative Einseitigkeit der Texte bewirkt, daß die philologischhistorische Analyse sich nur auf wenige große Forschungsbereiche konzentrieren kann. Der größte davon ist die Titelanalyse und die sich daraus ergebene historische Erforschung der Verwaltung, des Staatsaufbaus und anderer Einrichtungen der Gesellschaft. Und hieraus erklärt sich auch die zentrale Bedeutung, die dem Index von Jones zukommt. Diese zuverlässige und wirklich erschöpfende Aufstellung von über 3 800 Lemmata ermöglicht jetzt endlich eine strukturelle, hierarchische Gliederung der Berufe der unterschiedlichsten Organisationen des Staates, der Tempel, der Sonnenheiligtümer, der Latifundien, der Handwerker etc.

Die in der Ägyptologie erkennbare Unkenntnis des allgemeinen historischen Vokabulars stellt ein Problem für die Übersetzung der Titel dar. Während in Großbritannien Titel noch bekannt sind, die im monarchischen Staatsaufbau üblich waren, sind deutsche Entsprechungen in Vergessenheit geraten. Andererseits scheinen mir im Deutschen übliche Übersetzungen dank Wolfgang Helck u. a. die Bedeutung genauer wiederzugeben. Die gängige Hierarchie einer Institution sieht einen jmj-ra, 'Vorsteher' (engl. 'overseer') an der Spitze, gefolgt von einem s#ä, 'Untervorsteher' (engl. 'inspector'; lit. jemand der erleuchtet = instruiert) und einem jmj-xt, 'Assessor' (engl. 'under-supervisor'; lit. der Nachfolger, der für ein Amt, hier: eines Untervorstehers, vorgesehen ist). Der Titel xrp, 'Aufseher' steht außerhalb dieser Hierarchie, denn er überwacht Arbeiten, meist körperlicher Art. Die englische Entsprechung 'director' scheint mir diesen Sachverhalt nur ungenügend wiederzugeben. Die Unklarheiten im Vokabular sind aber nicht dem Index von Jones anzulasten.

Der Rezensent hat für sein Ägyptisches Wörterbuch I (Altes Reich und 1. Zwischenzeit) ebenfalls Titel des Alten Reiches gesammelt, wenn auch eher die Primärbelege als die Sekundärliteratur. Da der Index umgekehrt den Vorzug hat, Sekundärliteratur aufzulisten, ergänzen sich beide Bücher aufs Vorzüglichste. Der Index hat darüber hinaus mehr Artikel ausgewertet und deshalb eine größere Titelzahl und notiert mehr Schreibvarianten; das Wörterbuch gibt den Belegzeitraum und die Belegfrequenz.

Wer sich mit dem Alten Reich wissenschaftlich beschäftigt, wird dieses Werk als unverzichtbar empfinden, denn es eröffnet Wege für eine genauere Betrachtung. Über kleinliche Kritik ist das Buch erhaben. Der Rezensent beglückwünscht den Autor zu seiner kompetenten, arbeitsamen Grundlagenforschung.