An den Ufern des Nils
Alltagsleben zur Zeit der Pharaonen

In diesem Buch wird das tägliche Leben im pharaonischen Ägypten behandelt, ein Thema, das sicher einen breiten Leserkreis interessiert. Die Autorin stellt die Bereiche Geographie, Landwirtschaft, Handwerke, Gesellschaftsordnung, Erotik, Wissenschaft, Musik, Religion, Tierwelt und zum Abschluß den Totenglauben vor. Leider kann man jedoch die deutsche Übersetzung des Buches der angesehenen Ägyptologin Edda Bresciani aus mehreren Gründen nicht als Grundlage für eine umfassende Information empfehlen. Zur Begründung dieser Aussage habe ich nur einige wenige Beispiele aus verschiedenen Teilen des Textes herausgenommen und zitiert, die gleichen Mängel ziehen sich jedoch durch das ganze Buch hindurch:

1. Der Stil der deutschen Fassung ist nicht gut lesbar, an einigen Stellen ist der Text sogar unverständlich: 'Die Bauern lebten hauptsächlich im Freien. Ihre Häuser waren einfache Lehmhütten [...]' (S. 36); 'Wir wissen, dass eigens zum Zweck der Garantie sozialer Gerechtigkeit spezielle Beamte geschaffen wurden [...]' (S. 93); 'Man kann sich fragen, ob bei dem Volk, welches das Niltal bewohnte, verbreitetere Krankheiten bekannt waren.' (S. 181); im Text wird ausdrücklich betont, daß in der altägyptischen Kultur die Figur 'Sphinx' männlich ist, in der Beischrift zur Abbildung Seite 65 heißt es jedoch 'Eine steinerne königliche Sphinx[...]'. Irritierend wirken Formulierungen wie 'Tempelgüter, die den Priestern zur Ausbeutung zur Verfügung standen' (S. 27), 'Handwerkervereinigung' (S. 67), 'Frauen der arbeitenden Klasse' (S. 119) oder 'die Entrechteten und Ausgebeuteten' (S. 141). In einigen Fällen widerspricht sich auch der Text: 'Den Wein gewann man, indem man die Trauben in dem Becken gären ließ [...]' (S. 40) und dann: 'Die Flüssigkeit wurde gefiltert, dann zur Gärung in Krüge gegossen [...]' (S. 42).

2. Viele genannte Begriffe sind in der deutschen Ägyptologie nicht üblich: Handwerker werden zu 'Handarbeitern', Tongefäße zu 'Terrakottagefäßen', Pfeiler zu 'Pilastern', der Reibstein zur 'Mühle' und das Mundöffnungsritual heißt 'Der letzte Gruß für den Toten' (S. 223).

3. Leider sind einige Aussagen auch schlicht und einfach falsch: Weder die Kokosnuß (S. 43) noch die Avocado, (S. 50), Jujube (S. 50 ) und Durra (S. 118) gab es im pharaonischen Ägypten; Natron ist ein Gemisch aus Natriumkarbonat und Natriumhydrogenkarbonat (S. 102); die beschriebene Robe des Tutanchamun ist nicht plissiert und plissierte Gewänder gibt es bereits im Alten Reich (S. 119); die auf Seite 133 abgebildeten Vögel sind sicher keine Flamingos; geschrieben wurde bis zur römischen Zeit ausschließlich mit einem Binsenhalm und nicht mit Rohr (S. 157 und andere Textstellen); die Wasseruhr trägt den Namen des Königs Amenophis' III. und nicht Thutmosis' III. (S. 165); ein Diener des Nebamun reicht die Schale und nicht der Arzt selber (S. 173).

Dieses Buch ist leider ein deutliches Beispiel dafür, daß ein Verlag am falschen Ende spart, wenn er das Manuskript nicht vor Drucklegung noch einmal von einem Fachmann durchlesen läßt. Mit einer guten Übersetzung, einem sauberen Lektorat und einer gründlichen Durchsicht von einem Ägyptologen hätte dieses Buch eine gute Informationsquelle zu Thema tägliches Leben im Alten Ägypten werden können, was leider so nicht der Fall ist.