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Das Nachleben der schlesischen Piasten. Dynastische Tradition und moderne Erinnerungskultur vom 17.- 20. Jh. - WLA-Online - Wissenschaftlicher Literaturanzeiger
Das Nachleben der schlesischen Piasten. Dynastische Tradition und moderne Erinnerungskultur vom 17.- 20. Jh.

Vorliegende Darlegung stellt das Beispiel einer, im Vergleich mit (seit 1945 zahlreicheren) polnischen Arbeiten, nachholenden Betrachtung aus deutscher Perspektive dar. – Den Referenzrahmen bildet ein ‚Schlesien‘, das bei Eiden mehr als ‚Land‘ und insbesondere ‚Herrschaft‘ in den Blick gerät denn als dessen ‚Leute‘. Die ‚schlesische‘ Besonderheit, als ‚Adelsland‘, fordert die Hervorhebung der Piasten geradezu heraus, da mit diesem Adelsgeschlecht und seiner Rolle als Kronenwächter eines ‚Schlesiertums‘ die Vorstellung eines solchen auch bei den Menschen maßgeblich aufrechtzuerhalten getrachtet, ja hergestellt wurde. – Im Aufweis von Eidens chronologisch angeordneter Schichten, gewinnen die schlesischen Charakteristika aus den Besonderheiten von Land und Herrschaft geschichtlich Kontur.

Zunächst ist es die als angeblich ‚polnisch‘ erscheinende Schicht vom 10. bis 14. Jh., mit den Piasten als Prätendenten der polnischen Krone, bis zur vereinbarten Trennung der politischen Einflusssphären des polnischen und böhmischen Königtums durch deren Häupter; auf der zweiten Schicht galt es für die schlesischen Piasten sich in den spezifisch ständischen Vorrechten, ab 1526 dann besonders gegen die Habsburger, zu behaupten (Brieg/Brzeg erscheint als Zentrum selbstbewußter schlesischer Identität); als 3. Schicht: mit Aussterben der Piasten, 1675, wurde zur Verklammerung eines ‚Schlesien‘ deren ideelle Evidenz noch notwendiger; die 4. Schicht figuriert als eine für den preußischen Staat m.E. erfolgreiche Abwerbung der Menschen vom habsburgischen (der Dynastie der Hohenzollern gelang, das piastisch durchdrungene ‚schlesische‘ Selbstverständnis zu überschichten, insbesondere als Garanten des Protestantismus); die 5. Schicht stellt die der nationalisierenden Stromteilungen im 19. Jh. dar, mit ihren je deutschen und je polnischen Erinnerungskulturen, der „Unvereinbarkeit ihrer Kodierungen von Vergangenheit“ (S. 358); die 6. Schicht ist charakterisiert durch die anhebende polnische Erkundung des ‚unbekannten Landes‘ (Zofia Kossak) Schlesien (bereits als Ansiedlungsalternative zum polnischen Osten, den ‚Kresy‘) vor dem 1. Weltkrieg und der Zwischenkriegszeit.

Mit den Ergebnissen Eidens wird deutlich, dass die so nachhaltig konstruierten Erinnerungskulturen deren Unvereinbarkeit beweisen sollten, um einen Nationalstaat  zu (be)gründen, während der Autor gerade die Eignung ‚Schlesiens‘ für Transnationalität unter Aufbietung vielfältiger medialer Quellen belegt.

Anhand Teschens (Cieszyn,Těšín) in ‚Österreichisch-Schlesien‘ hat er auch gezeigt, wie dort die nationale Mobilisierung für die zum Polentum gravitierenden Oberschlesier fungierte; wie überhaupt die zweierlei Schlesien, auch wenn staatlich geteilt, in politischer Orientierung, konfessionell, dialektal, sozial (als Industrieland mit galizischen Immigranten) als schwer entmischbar erscheinen. So ist die aufeinander Bezogenheit des preußischen wie österreichischen Teils Schlesiens ein weiteres Element für die ‚Ver‘schichtetheit eines nur so konstituierbaren ‚Schlesien‘; eine Besonderheit ebenso wie die ‚schlesische Toleranz‘, die aufgrund angesprochener ‚Ver‘schichtung entstand.

Anders als eine nationale Ansprüche implizierende Historiographie, verwahrt sich der Autor mit seiner Sichtung von Erinnerungskulturen nicht gegen andere Sichtweisen, vielmehr trachtet er danach, die möglichst vollständige Merkmalsvielfalt ‚Schlesiens‘ zu bewahren; dazu gehört auch das nicht eindeutige, schillernde, gegensätzliche, und deshalb in gewisser Weise wenig durchsichtige ‚Schlesien‘.

Mit den Piasten als einem wesentlichen Element im Gepäck der Schlesien-Forschung könnte gemeintes Territorium bevorzugt mit ‚schlesisch‘ seine Bezeichnung finden, vor anderen, nationalen. – Das Nachleben dieser Dynastie, auch heute, ist wegen seiner schwierigen Fassbarkeit in keinem Fall geeignet für nationale Deutungen, die deren tatsächlich sich stets wandelnde Wirkung leugnen. – In diesem Sinn sind Eidens Befunde eindeutig.