Zum Mittelalterbild der Brüder Grimm

Das Bändchen umfaßt vier Studien des Autors aus den Jahren 1987 bis 2005, der Fokus auf den mittellateinischen Interessen Jacob Grimms: 'Jacob Grimm als Begründer der Mittellateinischen Philologie', 'Jacob Grimm und die mittelalterliche Fabel- und Märchenliteratur im Briefwechsel mit Karl Goedeke', 'Jacob Grimm und der Archipoeta', 'Jacob und Wilhelm Grimm. Universalität kulturgeschichtlicher Forschungen'. Ein geschlossenes Mittelalterbild Grimms ist nicht beabsichtigt, insofern ist das 'zum' des Titels sehr wörtlich zu nehmen.
Die Studien sind faktenreich und der deskriptiven positivistischen Methode verpflichtet; insbesondere wird Grimm als Begründer der Mediolatinistik und als 'Entdecker' des Archipoeta, 'den typischsten und bedeutendsten Vertreter der mittellateinischen Vagentendichtung (S. 137), ins Licht gerückt. 'Ein unermüdlicher Ordnungs- und Sammeltrieb, ein geniales Gespür für Quellen, ein starker Intellekt und eine außerordentliche Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer zeichnen Jacob Grimm [...] aus.' (S. 151) Ja, sicher, aber warum denn?
Wie nicht anders zu erwarten sind Editionen und Forschungsliteratur nicht immer auf dem gegenwärtigen Stand, sie sind jedoch leider auch in Bezug auf die jeweils zur Zeit der Studien erwartbare Literatur lückenhaft. Neuere germanistische Literatur fehlt so gut wie vollständig. Der vollmundige Schlußtitel ist nichts anderes als eine kurze und leicht kommentierte Werkliste, wiederum am mittellateinischen Interesse ausgerichtet, das denn doch auch schon in den Buchtitel hätte aufgenommen werden sollen.