Von der Marktwirtschaft zur nationalsozialistischen Kriegswirtschaft
Die Transformation der deutschen Wirtschaftsordnung 1933-1945

Die Wirtschaftsordnung im nationalsozialistischen Deutschland hatte sich in den 1930er Jahren immer mehr vom Idealtyp der Marktwirtschaft entfernt und sich bis gegen Kriegsende weitgehend in eine Zentralplanwirtschaft verwandelt. Die Nationalsozialisten führten mit dem Ziel der Aufrüstung und Kriegsführung weiter, was in den Wirren der Weltwirtschaftskrise begonnen hatte. Dieser Transformationsprozeß vollzog sich in mehreren Etappen. Die vorliegende Untersuchung analysiert diesen Prozeß anhand der wirtschaftlichen Teilordnungen Außenwirtschaft, Ernährungs- und gewerbliche Wirtschaft, Arbeitsbeziehungen sowie Geldordnung und Staatsfinanzen. Sie behandelt die Ausschaltung des Preismechanismus und die Lenkung des Arbeitseinsatzes sowie die zentrale Steuerung von Erzeugung und Verbrauch. Sie geht schließlich ein auf die Auswirkungen auf die privaten Haushalte, Unternehmen und die Währung. Diese Eingriffe in die Marktwirtschaft begannen im Bereich der Außenwirtschaft und der Kreditpolitik, indem die Nationalsozialisten die deutsche Wirtschaft zunächst von der Weltwirtschaft abkoppelten, um ihre binnenwirtschaftliche Kreditexpansion und damit die Aufrüstung durchziehen zu können. Den daraufhin entstandenen Preissteigerungen sowie der Verknappung von Gütern und Arbeitskräften begegnete das Regime 1936 und 1938/39 mit einem allgemeinen Preis- und Lohnstopp. Nachdem die Preise als Indikatoren für Knappheiten ausgefallen waren, begann der Staat mit der Zuteilung von Gütermengen und Arbeitskräften. Bereits vor 1936 folgte die weitgehende Ausschaltung der Marktwirtschaft im Bereich der Ernährungswirtschaft. Überall übernahmen zentrale Stellen die Lenkung der Gütermengen, kappten den Preismechanismus und nahmen den Unternehmern die Verfügungsgewalt über ihr Eigentum. In der Folge stand der Nachfrage der Konsumenten kein entsprechendes Angebot gegenüber. Die dem Bedarf angepasste Zuteilung der Gütermengen an das weiterverarbeitende Gewerbe stellte eines der großen, letztlich ungelösten Probleme dar.
Die nationalsozialistische Zentralplanwirtschaft unterschied sich von anderen zentralplanwirtschaftlichen Experimenten durch die Einbeziehung der Unternehmer in das Wirtschaftssystem. Zwar verloren die Unternehmer die Verfügungsrechte über ihr Eigentum, aber sie blieben durch die Bewahrung zentraler Eigentumsrechte daran interessiert, dieses Eigentum unbeschadet über die Zeit zu retten. Zudem machte sich der Nationalsozialismus den Sachverstand der Unternehmer zunutze, indem er diese in die Wirtschaftslenkung einband und zentrale Positionen mit ihnen besetzte. So war es denn auch nach 1945 relativ einfach, zur Marktwirtschaft zurückzukehren ' im Gegensatz zu 1990, als die 'volkseigene' DDR-Wirtschaft keine erfahrenen Unternehmer und kaum Privatvermögen vorweisen konnte. Der Autor hat eine bemerkenswerte Studie vorgelegt, die auch für Nicht-Ökonomen die wirtschaftliche Machtergreifung der Nationalsozialisten aus ordnungspolitischer Perspektive anschaulich zu erklären versteht.