Die mittelalterliche Stadt

Die Stadtgeschichte gehört ohne Zweifel zu den am intensivsten erforschten Gebieten der deutschen Mediaevistik nach 1945. Die Fülle der Publikationen auf diesem Gebiet ist ' selbst für Experten ' kaum noch überschaubar. Umso notwendiger, aber auch äußerst schwierig und riskant, erscheint ein konziser Überblick auf dem Stand der Forschung, der zugleich als Einführung in die komplexe Thematik dienen soll. Sich dieser didaktischen und wissenschaftlichen Herausforderung gestellt zu haben, ist nicht das geringste Verdienst der tüchtigen Autorin. Dabei wird der Versuch eines chronologischen Überblicks von den antiken Anfängen bis zum späten Mittelalter ' ganz im Sinne der Konzeption der gesamten Buchreihe ' verbunden mit wertvollen, eigens markierten Erklärungen und übersetzten Quellenauszügen. Die kurzen Definitionen und Erläuterungen zu Schlüsselbegriffen wie etwa 'Wik' (S. 49), 'Weichbild' (S. 96), 'Pataria' (S. 60) oder gar 'Hanse' (S. 138) sind ohne Zweifel hilfreich und orientierend ' aber auch fragmentarisch und gelegentlich höchst problematisch.
Auf die Präsentation und Interpretation des reichen Bildmaterials wurde weitgehend verzichtet ' die sich geradezu aufdrängenden Fragen der Denkmalspflege und Stadtplanung bleiben wie so häufig anderen Disziplinen überlassen. Eine zusammenfassende Würdigung des Phänomens der mittelalterlichen Stadt sowie der Genese des alteuropäischen Bürgertums und einen Ausblick auf die (früh-)neuzeitliche Entwicklung wird mancher Leser schmerzlich vermissen. Dies umso mehr, als das Problem der Kontinuität eingangs ausführlich reflektiert wurde. Die Bibliographie ist auf das allerwichtigste konzentriert, bietet aber einen brauchbaren Schlüssel zum Weiterstudium.
Alles in allem darf man den von Felicitas Schmieder vorgelegten Band als gründliche, kenntnisreiche und ansprechende Einführung in die mittelalterliche Stadtgeschichte charakterisieren, der man ein gute Resonanz bei Lehrenden und Studierenden, aber auch Forschern der zahlreichen Nachbardisziplinen wünschen darf.