Sprach-Welten der Informationsgesellschaft
Perspektiven der Philologie

Wie bereits Titel und Untertitel erkennen lassen, greift dieser Band hochaktuelle Fragen auf, die mit Fug und Recht als ' wissenschaftliche wie auch hochschulpolitische ' Kulturthemen ersten Ranges bezeichnet werden können. Hervorgegangen aus dem Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses 2000 an der Universität Münster, dessen Forschungsbeiträge, Eröffnungsvorträge und Podiumsdiskussion in diesem Band dokumentiert werden, setzt er sich mit den Chancen und Herausforderungen auseinander, vor denen die Sprach- und Literaturwissenschaften im digitalen Zeitalter stehen. Anstatt Vogel-Strauß-Politik oder ideologische Kulturkritik zu betreiben, gehen die Herausgeber in ihrer vorzüglichen Einleitung begrüßenswerterweise in die Offensive und skizzieren selbstbewußt und überzeugend, warum die Sprach- und Literaturwissenschaften weiterhin unverzichtbar sind und welche neuen Perspektiven sich für die Philologie in Zukunft ergeben. Walter Ch. Zimmerli, der Präsident der Universität Witten-Herdecke, geht in seinem überaus anregenden Vortrag bzw. Beitrag zum Thema 'Information über Information. Sprache und Wissenschaft in der Wissensgesellschaft' sogar noch einen (oder zwei) Schritt(e) weiter, indem er Sprache gewagt, aber überaus treffend 'als Metaparadigma' (S. 27) bezeichnet.
Die Bandbreite der nachfolgenden Beiträge, die durch die Bank sehr gut geschrieben und lesenswert sind und von denen viele eine ausführliche Besprechung verdient hätten, dokumentiert eindrucksvoll die bemerkenswerte Vielfalt ' und Aktualität! ' der Forschung innerhalb der philologischen Fächer. Das Spektrum der aufschlußreichen  Aufsätze reicht von Angela Stocks anregendem Essay 'Shakespeare in Love. Hollywood und die Gelehrten' über Beiträge zu intimen E-Mails, norwegischen Märchen, Spannung (am Beispiel einer Analyse des Bestsellers Harry Potter und der Stein der Weisen) und Weltausstellungen (Arndt Mersmanns erhellender Vergleich zwischen EXPO2000 und der 'Great Exhibition' des Jahres 1851) bis zu kurzen, aber klugen Analysen von Werbespots, (Fernseh-)Duellen und Hypertext-Editionen.
Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich die Lektüre der Podiumsdiskussion zum Thema 'Medienkompetenz ' Medienkritik. Perspektiven der Philologie', die ebenso wie der Band insgesamt durch die darin zum Ausdruck kommende(n) Stimmenvielfalt und anregenden Ideen besticht. Wer wissen will, wo den wissenschaftlichen Nachwuchs der Schuh drückt und was die Philologen inzwischen alles so 'treiben' ' hier steht's! Und wer tatsächlich noch daran zweifeln sollte, daß für eine 'Wissenstechnologiegesellschaft' (S. 24), in der Information und Kommunikation eine immer zentralere Rolle spielen, sowohl die philologischen Kompetenzen der Sprach- und Textanalyse als auch die Absolventen der Sprach- und Literaturwissenschaften unverzichtbar sind, der dürfte durch die Lektüre dieses wissenschaftlich wie hochschulpolitisch gleichermaßen empfehlenswerten Bandes eines Besseren belehrt werden.