Dogmatik
Evangelischer Glaube im Kontext der Weltreligionen. Ein Lehrbuch

Abgrenzung, Dialog und Integration bestimmen das vielfältige Verhältnis des christlichen Glaubens zur Philosophie und philosophischen Theologie. Der Streit um die Wahrheit führte seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert zur Ausbildung und Geschichte der christlichen Theologie, die in dieser Form anderen Religionen fremd ist. Heute bilden diese aber eine Herausforderung für das Christentum. Führt das zu einer Welteinheitsreligion (Gerlitz), brauchen wir eine neue, eine pluralistische Theologie der Religionen (Knitter, John Hick) oder doch für den Frieden wenigstens ein von allen Religionen getragenes Weltethos (Küng)? Barth steht diesen Versuchen kritisch gegenüber, da sie das Gespräch zwischen den Religionen auf eine Position jenseits ihrer jeweiligen Verfaßtheit beziehen. Das Gespräch lebt aber von den einzubringenden Einsichten der einzelnen Partner, von Kongruenz, Koinzidenz und Differenz. Diese möchte Barth wahrnehmen und zur Klärung der eigenen evangelisch-christlichen Position ausloten.

Deshalb bildet die christliche Dogmatik nicht nur das Gerüst, sondern auch den Ausgang für den Dialog. Wie aber findet dieser seine Gesprächspartner in den Religionen? Aufschlußreich für das methodische Vorgehen ist bereits der Einsatz mit dem Begriff des Glaubens. Da dieser nur für das Christentum grundlegend ist, schon in der Hebräischen Bibel und damit im Juden­tum steht er deutlich am Rande, muß Barth das Verständnis des Bezugs der jeweiligen Religionsangehörigen auf Gott und Göttliches darstellen. Damit kommen die Weltreligionen – andere werden nur gestreift – einerseits in einer religionswissenschaftlichen Weise zur Darstellung, was - unbeschadet der Sorgfalt und des Einfühlungsvermögens des Interpreten - methodologisch in Spannung zur Dogmatik steht, andererseits leitet die christliche Perspektive die Wahrnehmung. So steht die Frage nach dem Mittler im Zentrum des christlichen Glaubens, in anderen Religionen hingegen eher am Rande oder wird gar entschieden abgelehnt, gleiches gilt für die Christologie. Aber kann christliche Dogmatik anders die Fragen und Erfahrungen fremder Religionen wahrnehmen und aufgreifen ? Dabei gelingen Barth durchaus Entdeckungen, die in ihrer zurückhaltenden Artikulation zur Selbstklärung und Weiterarbeit – z.B. auch im Religionsunterricht – beitragen können.