Hans von Dohnanyi - Christine Bonhoeffer
Eine Ehe im Widerstand gegen Hitler

Hans von Dohnanyi war eine der zentralen Personen des Widerstandes aus Bürgertum und Militär. Durch seine Frau Christine gehörte er zur Familie Bonhoeffer, die wie keine andere mit dem Juristen Klaus, dem Theologen Dietrich und dem Schwager Rüdiger Schleicher sowie nahen Freunden den Widerstand gegen das NS-System trug und die Vernichtung jenes Widerstandes erlitt, so daß sich die Bezeichnung Bonhoeffer-Dohnanyi-Kreis in der Forschung durchgesetzt hat. Eine von H. E. Tödt initiierte Forschungsgruppe hat dazu mehrere Monographien erarbeitet, wobei das besondere Interesse der Theologen der Verbindung von Widerstand und Kirchenkampf sowie den Motivationen der Handelnden galt. In diesem Rahmen hat M. Smid über protestantische Einstellungen zum Judentum geforscht. Es lag deshalb nahe, daß sie die Aufgabe der Auswertung des umfangreichen Dohnanyi-Nachlasses in einer Biographie übernahm, denn wie kein anderes Mitglied des Widerstandes wurde Dohnanyi in der entschiedenen Ablehnung des NS-Regimes von Anfang an durch dessen Behandlung der Juden bestärkt, wie bereits W. Meyer in seinem Buch über die Rettungsaktion U7 gezeigt hat.
Aus den Quellen kann Smid ein umfassendes Lebensbild des hochbegabten Juristen und seiner ihn auch im Widerstand begleitenden Frau vorlegen. Bei beruflichen Aufgaben, im familiären Leben und im unerschütterlichen Einsatz für das Recht und einzelne Menschen. Besonders aber bei der Planung und außenpolitischen Absicherung des Umsturzes wird eine zentrale Gestalt des bürgerlich-militärischen Widerstands sichtbar, von der F. v. Schlabrendorff zu Recht meinte: 'Sein Einfluß auf Oster und Canaris war so groß, daß viele Dinge, für die diese nach außen die Verantwortung trugen, seinem Kopf entsprungen waren.' Deshalb vertieft die Arbeit unseren Einblick in die Zentrale des Widerstandes in der Abwehr-Abteilung des Oberkommandos der Wehrmacht. Besonders mitnehmend ist aber der Schlußteil über die zwei Jahre Haft Dohnanyis, anfänglich auch seiner Frau, und D. Bonhoeffers. Durch die existenziellen Krisen zwischen Hoffnungen und der Hölle des Gestapo-Kellers trug ihn die Liebe zu seiner Frau, aber auch sein Talent als Zeichner. Nur am Rande ist Dohnanyis Glaube spürbar, wie auch die Quellen eine religiöse Motivation für den Widerstand neben dem Haß auf das Unrecht und der Verantwortung für Deutschland nur andeuten.