Autor: Karl Hepfer
Titel: Philosophische Ethik. Eine Einführung
Erscheinungsort: Göttingen
Verlag: UTB, Vandenhoeck & Ruprecht
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 191
Preis: 8,99 Euro
ISBN: 978-3-8252-3117-0
Autor: Dagmar Fenner
Titel: Ethik
Erscheinungsorte: Tübingen und Basel
Verlag: UTB, A. Francke
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 252
Preis: 16,99 Euro
ISBN: 978-3-8252-2989-4
Herausgeber: Marcus Düwell/Christoph Hübenthal/Micha H. Werner
Titel: Handbuch Ethik (3., aktualisierte Auflage)
Erscheinungsort: Stuttgart
Verlag: J.B. Metzler
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: XI, 599
Preis: 49,95 Euro
ISBN: 978-3-476-02388-9
Einführungen, gar solche in ganze Wissenschaften oder größere Disziplinen derselben, haben immer mit dem Problem zu kämpfen, gleichzeitig knapp (im Umfang) und umfassend (in der Darstellung der Gegenstände) sein zu müssen. Dazu noch stellt sich das Problem der Leserschaft: Einführungen werden in der Regel von fachlich nicht oder nur gering Vorgebildeten gelesen. Fachtermini sind daher besonders einzuführen, Hintergründe müssen auf eine angemessene Weise thematisiert werden.
Zwei der drei zu besprechenden Werke sind Einführungen, sie lösen diese Aufgabe auf unterschiedliche Art und Weise. Die Arbeit von Karl Hepfer versucht, sprachlich klar, aber nicht unterkomplex in die Disziplin „Ethik“ einzuführen. Dazu werden zunächst sachliche Hintergründe und einzelne Aspekte des Themas in einer Allgemeinen Einleitung geklärt. Die folgenden Abschnitte enthalten eine Diskussion der wesentlichen Grundlagen und Schlüsselbegriffe der Ethik (Worauf bezieht sie sich? Welche Arten von Ethik gibt es? Was sind ihre Gegenstände?) Im Anschluß werden nach den Dimension ihrer Begründung unterschiediche Ethiktypen erörtert (3.; soziale, emotionale und rationale Dimension), was in Kap. 5 („Wonach sollen wir handeln?“) vertiefend aufgegriffen wird. In Kapitel 6 werden ethische Scheinbegründungen aufgeführt, darunter auch der ebenso verbreitete wie beliebte Utilitarismus, dessen grundlegende Voraussetzung (Universalität des Strebens nach Glück) angegriffen wird. Dazwischen (Kap. 4) finden sich die Einwände, die der Skeptizismus gegen ethische Rechtfertigungen geltend macht, abschließend bietet der Band (überflüssigerweise) einige Übungen, gefolgt von tabellarischen Übersichten der Rechtfertigungsmodelle und (dankenswerterweise) einem Glossar der wichtigsten Fachbegriffe. Um es kurz zu machen: dem Autor gelingt es, den oben gestellten Ansprüchen gerecht zu werden. Die getroffene systematische Unterscheidung ist sinnvoll und wird klug durchgehalten, die Erörterung der einzelnen Argumente und Theorien geschieht kompakt, dabei sachlich korrekt und sprachlich zugänglich. Die Strukturierung mittels Zusammenfassungen und Marginalien ist hilfreich und ausreichend. Einzig die am Ende geschehene Anwendungsorientierung erscheint deplatziert.
Daran – der Anwendungsorientierung – krankt der von Dagmar Fenner herausgegebene Band. Nicht nur (was eben kein Argument wäre) merkt man ihm die Herkunft aus universitären Einführungsveranstaltungen an. Mehr noch: hier wird ein Gegenstand in einer Weise didaktisiert, die weder ihm noch der Didaktik gut tut. Natürlich hat die Autorin recht, wenn sie zu Beginn betont, dass „Ethik“ „kein Privileg von Akademikern“ (VIII) sei. Doch müßte gerade dann nicht Wert auf eine klare und übersichtliche Struktur der einzelnen Kapitel gelegt werden, um begrifflich deutlich sein zu können? Aber wenn hier die gleichen Sachverhalte wie im oben besprochenen Band verhandelt werden, treten diese eben nicht deutlicher hervor, sondern verschwinden hinter Definitionen, Tabellen, Übersichten, Zusammenfassungen und Beispielen. Hier findet ein inflationärer Gebrauch von Hilfsmitteln statt, der dem Selbstdenken eher im Wege steht als es befördert. Konsequenterweise finden sich am Ende jedes Kapitels Übungsaufgaben. Insgesamt handelt es sich bei diesem Text um einen Band, der, so schreibt die Autorin eingangs selbst, für Studienanfänger verfaßt ist und diesen helfen soll, wenn es um das Bestehen von Prüfungen geht. Dies ist zweifellos ein Wert. Dass aber das „Lernen“ (auch für Prüfungen, für deren Existenz die Studierenden natürlich nicht verantwortlich sind) und nicht das „Kennenlernen“ zentraler Begriffe und Theorien der Ethik Aufgabe von Bildung ist (gleichgültig, ob akademischer oder nicht), darf bezweifelt werden.
Um keine Einführung handelt es sich schließlich beim dritten hier vorgestellten Band, dem bei Metzler erschienenen, von Marcus Düwell, Christoph Hübenthal und Micha H. Werner herausgegebenen „Handbuch Ethik“. Dieses 2011 schon in dritter Auflage vorgelegte Werk will nicht Spezialistenwissen weitergeben, sondern dem „Bedarf an ethischem Orientierungswissen“ (IX) Rechnung tragen. Deshalb ist hier eine Vielfalt von Ansätzen und Zugängen zum Gegenstand geradezu erwünscht. Nicht also lexikalisches Wissen aus einer Hand wird vorgelegt, sondern ein Kompendium ethischen Wissens, je abhängig von Interesse, Überzeugung und Kenntnisstand. Leitend – und, wenn man so will: einheitlich – ist nur die Einleitung, in der die Herausgeber überblicksartig ein Vorverständnis zu erzeugen versuchen, wichtige historische Etappen der Disziplin nachzeichnen und zentrale metaethische Differenzierungen vornehmen. Die folgenden Kapitel II und III widmen sich ethischen Theorien im Überblick. Sie erörtern metaethische/deskriptive sowie normative Ethiken, letztere entlang der klassischen Differenzierung teleologisch/deontologisch sowie kontextualistisch; ein eigenes großes Kapitel ist unterschiedlichen Abteilungen der Angewandten Ethik gewidmet. Diese Passagen können – abschnittsweise oder, für Hartgesottene, insgesamt – wie eine übersichtsweise Einführung gelesen werden. Sie enthalten sehr verdichtet den wesentlichen Theoriebestand inklusive aktueller Diskussionen und Verweise auf Literatur. Erst danach – in Kapitel IV – findet sich, was man beim Titel des Werkes vielleicht von Anfang an erwartet: Artikel zu zentralen Begriffen der Ethik. Dieser auf Kernbegriffe reduzierte Artikelbestand wird lexikalisch nutzbar durch das umfangreiche Sachregister am Ende: man findet sicher, was man sucht. Insgesamt – durchaus im Unterschied zu anderen, einzelnen Philosophen gewidmeten Handbüchern und Lexika des Hauses Metzler – ein gelungener Band, den man gerne benutzt.