Das Berlin Document Center, dessen bekanntester Bestand aus der Mitgliederkartei der NSDAP besteht, ist wohl eines der bekanntesten Archive, aber auch eines das häufig ins Zwielicht geraten ist. Eine zeitweise politisch gelenkte selektive Öffnung, umfangreicher Handel mit Originaldokumenten aus den Beständen und anderes mehr brachten es immer wieder in die Schlagzeilen, solange es noch unter alliierter Hoheit stand. Nach der Übernahme der Bestände durch das Bundesarchiv änderten sich die Zugangsbedingungen grundlegend, eine relativ ungehinderte Nutzung der Bestände durch Forschung und Presse wurde möglich. In die Schlagzeilen geriet diese Bestandsgruppe des Bundesarchivs jedoch weiterhin immer wieder. Nun aber nicht durch Devotionalienhandel, sondern durch die in mehreren Konjunkturen durchs Feuilleton schwappenden Enthüllungswellen, in denen die NSDAP-Mitgliedschaft mehr oder weniger prominenter Zeitgenossen 'aufgedeckt' wurde.
In diese spannende und wechselvolle Geschichte des Document Center und seiner Aktenbestände führt der schmale Band von Sabine Weißler und Wolfgang Schäche ein, angefangen bei der Baugeschichte der ehemaligen Heimstatt der Unterlagen in Berlin-Zehlendorf über die Überlieferungsgeschichte der Dokumente sowie deren Wirken in der Öffentlichkeit. Abgerundet wird der Band durch zwei Erfahrungsberichte, die von den schwierigen und mitunter recht widersprüchlichen und politisch behinderten Zugangsmöglichkeiten zu den Akten berichten. Einen Überblick über die Geschichte des Berlin Document Center liefert ferner eine Chronologie am Ende.
Vieles kann so nur angerissen werden. Eine quellenkritische Auseinandersetzung bzw. Einführung in diese wichtigen Bestände bleibt leider aus. Dem interessierten Leser wird ein kleiner Einblick in die spannende Geschichte eines ganz besonderen Quellenbestands und Archivs geboten, eine empirische Untersuchung über das Document Center jedoch steht nach wie vor aus.