Medien im Nationalsozialismus

Die nationalsozialistische Propaganda und ihre mediale Vermittlung war eine wichtige Säule der NS-Diktatur, deren Bedeutung bereits von den Zeitgenossen erkannt worden war. Vor allem Regimekritiker und Verfolgte im Lande litten unter der alternativlosen Dauerbeschallung durch die eigentlich leicht durchschaubare Propaganda. Große Bekanntheit erlangten die kritischen und mitunter ätzenden Analysen und Bemerkungen Victor Klemperers zur medialen Berieselung der 'Volksgenossen'. Doch auch andere verzweifelten an der oft plumpen Propaganda und der Leichtgläubigkeit, mit der viele Deutsche diese aufnahmen. So schrieb Friedrich Kellner im Februar 1942 in sein Tagebuch: 'Die Vergeßlichkeit des deutschen Volkes ist derart groß, daß sich die Machthaber alles leisten können. Wenn Goebbels morgen das Gegenteil trompetet und wenn er übermorgen das am Tage vorher Gesagte auf den Kopf stellt, das macht nichts. Er kann tun und lassen, was er will. Die leichtgläubige Masse schluckt den ihm dargereichten Brei und zwar mit Begeisterung.'
Auf Goebbels, dem Chefpropagandisten des Regimes, konzentrierte sich auch die Forschung lange Zeit, viele der großen und kleinen Trommler des zweiten und dritten Gliedes aber blieben lange im Dunkeln und konnten in der Bundesrepublik reüssieren. In dem von Bernd Heidenreich und Sönke Neitzel herausgegebenen Sammelband über 'Medien im Nationalsozialismus' wird die Perspektive nur wenig erweitert. In den 'biographischen Perspektiven', wie der erste Abschnitt des Buches überschrieben ist, geht es wiederum um den Propagandaminister selbst, aber auch um die Mitarbeiter des hessischen Reichspropagandaamtes.
In weiteren Abschnitten zum Film, dem Hörfunk und der Presse versammelt der Band eine Mischung aus Überblicksdarstellungen, die wenig Unbekanntes zutage fördern können, aber einen guten Einstieg in die jeweilige Thematik bieten, und Einzelstudien über die Wochenschau, das Wunschkonzert oder einzelne Zeitungen. Bei letzteren allerdings überwiegen die bereits bekannten und gut erforschten Vorzeigeblätter 'Frankfurter Zeitung' und 'Das Reich'. Das Buch als Medium im Nationalsozialismus bleibt ebenso unberücksichtigt wie Illustrierte oder gar oppositionelle Medien wie im Lande hergestellte und verbreitete Flugblätter und Broschüren oder aus dem Ausland nach Deutschland geschmuggeltes Schriftgut oder gesendeter Rundfunk. So hätte denn der Band besser den Titel 'Nationalsozialistische Medien' tragen sollen als 'Medien im Nationalsozialismus'.
Trotz der Leerstellen ' kein Sammelband kann das gesamte Spektrum abbilden ' bietet das Buch eine informative Einführung in zentrale Bereiche nationalsozialistischer Propaganda und ihrer Medien. Das Buch ist ein guter Ausgangspunkt für eine weitere, vertiefte Beschäftigung mit dem Thema und ' das steht zu hoffen ' ein neuer Impuls für weitere Forschungen.