Mit dem hier anzuzeigenden neunten Band liegt nun das Sammelwerk zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager ' und nicht nur ihrer Geschichte, wie der vorliegende Band zeigt ' vollständig vor. Den beiden Herausgebern ist damit ein großes Werk gelungen, das gewissermaßen eine Zwischenbilanz der KZ-Forschung ist, die beide maßgeblich mit angestoßen und mitbestimmt haben. Um dieses Großunternehmen sind überdies eine ganze Reihe von Forschungsprojekten, vornehmlich Dissertationen angesiedelt, die zum Teil bereits erschienen sind, deren Früchte in die meisten Bände eingeflossen sind ' so auch hier.
Mit dem letzten Band erweisen sich die Herausgeber ' und dies sei ihnen ausdrücklich gedankt ' ein zweites Mal als inkonsequent: Bisher hatten sie nach einem Überblicksband allen Konzentrationslager einen Beitrag gewidmet, die ihre organisatorische Zentrale in der Inspektion der Konzentrationslager in Berlin hatten. Eine erste Ausnahme machten sie, indem auch die drei Vernichtungslager der 'Aktion Reinhardt' sowie das Vernichtungslager Kulmhof Berücksichtigung fanden, anders wäre es auch kaum denkbar gewesen. Im neunten Band nehmen sie nun all die anderen Zwangslager in den Blick, die für das NS-Regime nicht weniger charakteristisch waren als die Konzentrationslager. Vollständigkeit streben sie nicht in allen Fällen an, vielmehr geht es um eine exemplarische Darstellung, um das Aufzeigen von Desideraten und Forschungsperspektiven.
Das kaum zu überblickende Universum an Lagern jenseits des Konzentrationslager-Netzes haben sie versucht, mit drei Abschnitten in den Griff zu bekommen: Im ersten Teil untersuchen die Autoren verschiedene Lagertypen wie Arbeitserziehungslager, Zwangsarbeitslager für Juden, die Lager der 'Organisation Schmelt' in Schlesien, Gettos, Lager für ausländische Zwangsarbeiter etc. Auch einzelne Lager besonderen Typs werden untersucht, zum Beispiel das Polenjugendverwahrlager in Łódź/Litzmannstadt.
Der zweite Teil bedient sich eines geographischen Zugriffs. Die Lager bestimmter Regionen wie Frankreich, Italien, Weißrussland und anderer geraten hier in den Blick, wobei nicht ganz ersichtlich ist, warum die eine Region, etwa Weißrussland, ausgewählt wurde, eine andere, etwa die Ukraine, nicht. Letztlich mögen aber auch diese kaum vermeidbaren Leerstellen Impulse für die Forschung sein.
Im letzten Block konzentrieren sich die Verfasser auf 'Lager mit besonderer Bestimmung', worunter so bekannte Lager wie Theresienstadt oder das aktuell weltberühmt gewordene Trawniki fallen, aber auch noch immer weithin unbekannte Massenvernichungsstätten wie Maly Trostinez oder die Rotunde von Zamość, wo alleine 60.000 und 6.000 bis 8.000 Menschen getötet wurden.
Der vorliegende Band bietet auf gewohntem Niveau einen ersten Überblick über eine Vielzahl an Lagern, der noch der Ergänzung bedarf. Nach Abschluss des Projekts ist nunmehr zu hoffen, dass der Verlag sich rasch zu einer preisgünstigen Taschenbuchausgabe entschließen kann, um den Anspruch, ein breites Publikum erreichen zu wollen, auch tatsächlich einlösen zu können ' zu wünschen ist es dem Gesamtwerk allemal.