Abschied vom Provisorium
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1982-1990

Die in den Jahren 1981 bis 1987 erschienene fünfbändige (bzw. wegen eines Doppelbands sechsbändige) 'Geschichte der Bundesrepublik Deutschland', herausgegeben von Karl-Dietrich Bracher, den inzwischen verstorbenen Theodor Eschenburg und Joachim Fest u.a. findet mit diesem Werk ihre Fortsetzung nach 'Republik im Wandel. 1974 bis 1982. Die Ära Schmidt', nun 'Abschied vom Provisorium. Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1982 bis 1990'. Warum man Format und Ausstattung ' nun ohne die frühere, sehr überzeugende Bebilderung ' geändert hat, bleibt unverständlich; daß der Band anders aussehe als seine Vorgänger, hänge mit seinem Gegenstand zusammen; aber der Gegenstand, nämlich die Bundesrepublik Deutschland, ist der gleiche geblieben. Auch das Personenregister, das früher jeweils kurz gefaßte biographische Daten enthielt, wurde auf Namen reduziert.

Solche Mängel des Fortsetzungsbandes ändern aber nichts an der Tatsache, daß der Band eine ausführliche und fundierte Darstellung der Zeit bis zur Vereinigung der beiden Teile Deutschlands darstellt. Behandelt werden die Wende 1982/83 und die erste Zeit der Regierung Helmut Kohl, die Probleme des Parteien- und Regierungssystems, der Strukturwandel von Wirtschaft und Finanzen, der Wandlungsprozeß der Gesellschaft, kulturelle Tendenzen, die außenpolitische Entwicklung und die Deutschlandpolitik.

Die Ära Kohl erfährt eine besondere Aufwertung, die sie im Vergleich zu den vorauslaufenden Jahrzehnten bundesrepublikanischer Stabilität wohl nicht verdient: Die BRD, der schon in den 50er Jahren durch F. R. Alleman bescheinigt wurde, daß Bonn nicht Weimar sei, habe zu einem 'endgültigen Zustand' gefunden, das Provisorium sei nun zu Ende gegangen; Darlegungen in den angegebenen einzelnen Kapiteln können dies nicht verifizieren. Diese Bilanz würde, im staatsrechtlichen Sinne, lediglich für die Zeit nach 1991 passen. Ein weiterer Fortsetzungsband wäre für die eineinhalb Jahrzehnte Berliner Republik durchaus zu wünschen; Historiker sollten die aktuelle Nähe nicht scheuen. Die Grundlage dazu könnte das Schlußkapitel dieses gut lesbaren und ob seiner Materialfülle bestechenden Buches legen. '1989 wurden die Deutschen Zeugen einer mutigen, schwungvollen und zugleich besonnenen politischen Erhebung, die am Ende den Untergang der DDR beschleunigte. Gerade weil der deutschen Geschichte positiv besetzte revolutionäre Traditionen weitgehend fehlten, konnte die Erfahrung einer friedlichen 'demokratischen Revolution' befreiend und traditionsstiftend wirken.'