Europa ohne Juden
Das europäische Judentum seit 1945

In der vorliegenden Studie beschäftigt sich der bekannte Oxforder Historiker mit der Situation der Juden seit dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Hitlerdiktatur bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Dabei wird die Entwicklung des verbliebenen Judentums in den Ländern West- und Osteuropas nüchtern analysiert mit dem Ergebnis, daß trotz der erheblichen strukturellen Unterschiede eine gemeinsame negative Tendenz sichtbar wird: Sie ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Überalterung infolge Geburtenrückganges und steigender Assimilation sowie Auswanderung in außereuropäische Länder, insbesondere Nordamerika. Dagegen hat das anfangs präferierte Israel in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts infolge des sich verschärfenden Nahostkonflikts deutlich an Anziehungskraft verloren.
Summa summarum zeigt sich, daß von einer Lösung des überkommenen Antisemitismus in Europa nach wie vor keine Rede sein kann. Solange der besonders von der römisch-katholischen Kirche initiierte und zu verantwortende Judenhaß nicht ebenso überwunden ist wie alle anderen Formen von religiösem Fanatismus auf der Grundlage archaischer Weltbilder und klerikaler Volksverdummung, wird auch der Umgang mit jüdischer Religion und Kultur nicht gleichberechtigt sein. Denn letztlich ist auch dies nur ein Teilaspekt des langwierigen Prozesses der Ablösung der in den Religionen noch immer präsenten archaischen Weltbilder in klerikalen Machtstrukturen durch das freiheitliche Denken einer von Wissenschaft und Technik geprägten modernen Gesellschaft, die nur durch geduldige Aufklärung der in Unwissenheit und Angst gehaltenen Massen gelingen kann, denn das Wissen ist des Glaubens ärgster Feind! Das die jüdischen Ausgrenzung behandelnde Buch leistet dazu einen wesentlichen Beitrag und verdient daher die weiteste Verbreitung.