Ein Jahr nach der gebundenen erscheint bei Rowohlt die Taschenbuchausgabe. Moeller, von 1983 bis zu seinem Tod in diesem Jahr Lehrstuhlinhaber für Medizinische Psychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, ausgebildeter Familientherapeut und u. a. Lehr- und Kontrollanalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, führt dem Leser im hier besprochenen Büchlein aus seiner Sicht Wesentliches über die Beziehung eines Paares aus, legt die - offensichtlich nicht so offensichtlichen - von ihm angenommenen Grundlagen von Beziehungsfähigkeit dar und erklärt selbige dann in allgemeinverständlicher Weise. Er zeigt dann Ansätze zur Problemlösung und Konfliktfähigkeit, verdeutlicht dies an zahlreichen Beispielen aus seiner eigenen Erfahrung als Therapeut. Soweit, so positiv.
Moeller macht aber aus der 'Erfindung' (oder Entdeckung) der therapeutisch geleiteten, vielmehr noch begleiteten Zwiegespräche in der Partnerschaft - in metamorphoider Anwandlung von ihm als 'Dyalog' tituliert - nicht nur ein didaktisches, sondern auch ein Geschäftsprinzip, das seine Frau als Geschäftsführerin eines entsprechenden Institutes 'in Zusammenarbeit' mit ihm vertreibt. Schon diese, mit pekuniärem verbundene Umsetzung der Moellerschen Idee(n) lassen beim Leser ein Gefühl des Unbehagens aufkommen, zumal die jeweiligen Abschnitte des Buches (drei sogenannte 'Teile') jeweils von einem sogenannten 'Paarbrief' des Ehepaars Moeller / Fatia eingeleitet werden und auf dieser Seite auch, einem Impressum gleich, die Kontaktadressen ihres Institutes für konfliktgeplagte Paare bereit gehalten werden.
Das Unbehagen steigert sich weiter durch eine stete, immer mehr die Geduld des Lesers überstrapazierende Bemühung des Autors um normierend und damit ver(natur-)wissenschaftlicht und gleichzeitig verabsolutierend wirkende Darstellung seiner Erkenntnisse durch etliche Auflistungen, Tabellierungen und Verschaubildlichungen von Regeln, Erkenntnissen und Grundsätzen; teilweise fühlt man sich optisch und inhaltlich an Galens Vier-Säfte-Regel erinnert, bei der ebenfalls ein hypothetisches Gleichgewicht nebulöser humaner Bestandteile die Gesundheit repräsentieren sollte. Abweichungen von der Glückseligkeitsfindung nach dem dyalogischen Prinzip sind per definitionem und absolutionem kaum denkbar, dies impliziert zumindest die Diktion des Autors. Der Leser fühlt sich mehr bevormundet statt bloß informiert, nimmt Pauschalisierung statt Konkretisierung wahr, stößt auf Sprechblasen statt auf Inhalte, ärgert sich über Banalismen anstatt sich an Scientismen zu ergötzen. Die Wahrscheinlichkeit 'trotz' dyadischer Paar- und Lebensanalyse letztlich keinen Erkenntnisgewinn von umsetzbarem Wert zu erhalten, mutet nach Kenntnisnahme des Büchleins sehr hoch an, da die von Moeller zur Durchdringung des (all-)täglichen Lebens geforderte Bewußtseinsvorstufe des Seins wohl außer von ihm sonst kaum von jemandem erreicht sein dürfte. Aber gut, daß wir darüber gesprochen haben ...