Türkei

Auf dem Weg nach Westen

Kleinasien und damit der Raum der heutigen Türkei ist einer der ältesten Kulturländer der Erde. Allein schon dies macht ihn interessant. Das gilt kaum weniger für die vielfältigen Kulturbeziehungen zu Zentraleuropa, ob in historischer Hinsicht (erinnert sei beispielsweise an die „Türken vor Wien“) oder die Rolle türkischer Bevölkerungsgruppen im „Einwanderungsland Deutschland“ und die wachsende Attraktivität der Türkei (insbesondere der „Türkischen Riviera“) für deutsche Urlauber. Kurzum: Wissen über die Türkei ist gefragt. Der Erlanger Geograph Wolf-Dieter Hütteroth hat deshalb bereits 1982 eine erste umfangreiche Länderkunde (in der Reihe der Wissenschaftlichen Länderkunden) über die Türkei vorgelegt; 1995 folgte der heute in Ludwigsburg lehrende Geograph Volker Höhfeld mit einer Darstellung (im Rahmen der Perthes-Länderprofile). Daß jetzt beide Autoren (übrigens der eine – Höhfeld – ein akademischer Schüler des anderen) ihre langjährigen Türkei-Erfahrungen in einer völlig neu bearbeiteten Auflage der seinerzeitigen Hütteroth-Länderkunde zusammenfließen lassen, hat zu einem höchst verdienstlichen Ergebnis geführt. Denn der nunmehr durchgängig farbig illustrierte Band ist ein allein schon optischer Lektüregenuß, der durch die Art der thematischen Darstellung kaum weniger zum Vertiefen in das Buch einlädt. Länderkunden gewinnen auf diese Weise als geographisches Genre zugleich eine überaus erfreuliche Renaissance. Für die Türkei entfaltet die vorliegende Regionalgeographie das Bild eines im rasanten Wandel begriffenen Staates: mit einer überdurchschnittlichen Verstädterung (verbunden und getragen mit gleich mehreren Mobilisierungsprozessen: Bergzonen-Becken-Migration, Ost-West-Wanderung, Binnenland-Küste-Mobilität). Zeigt allein schon dies die gegenwärtige Umbruchsituation, so wirken Faktoren wie der angestrebte EU-Beitritt des Landes und damit eine notwendige Neuakzentuierung der nationalen Identität noch verstärkend.
Die Türkei-Länderkunde von Wolf-Dieter Hütteroth und Volker Höhfeld ist deshalb neben dem zeitnah im gleichen Verlag erschienenen Mittelmeerraum (vgl. vorstehende Besprechung) als eigener Band vollauf gerechtfertigt und zu diesem eine überaus zweckmäßige teilräumliche Ergänzung.