Roman Warships

Der Bereich der Unterwasserarchäologie wurde in den letzten Jahren immer populärer, und Michael Pitassi versucht mit seinen Büchern dem interessierten Laien verschiedene Aspekte näher zu bringen. „Roman Warships“ ist Pitassis zweites Buch zur Thematik der römischen Seefahrt. In das Zentrum dieses Buches hat er die unterschiedlichen Schiffstypen gerückt, die die alten Römer für die verschiedensten Aktivitäten im Mittelmeer und entlang ihrer wässrigen Grenzen wie Rhein und Donau nutzten. Zur zeitlichen Gliederung orientiert er sich an den verschiedenen römischen Epochen und an wichtigen historischen Ereignissen.

Pitassi leitet sein Werk mit einem ausführlichen Teil über Interpretationen ein. Darin zeigt er auf, welche Quellen man zu Verfügung hat und wie sie sich interpretieren lassen. Leider gerät der angekündigte quellenkritische Teil zu flach, sodass nach der Lektüre das Gefühl entsteht, auch Pitassi habe die Quellen vor allem in seinem Sinne ausgedeutet, und eben nicht wie gefordert unvoreingenommen.

Einem weiteren Abschnitt widmet er dem Überblick über die einzelnen Schiffsteile. Pitassi unterlegt seine Texte mit vielen Bildern, die zum besseren Verständnis der Thematik sehr gut beitragen. Schade ist nur, dass die Beschriftungen teils unvollständig sind bzw. es sich teilweise nicht erkennen lässt, ob Zeichnungen eine Rekonstruktion von Pitassi oder ein archäologisches Original in Umzeichnung darstellen.

Der zweite Teil seinen Buches widmet sich der detaillierten Darstellung der einzelnen Kriegsschifftypen im Kontext ihrer zeitlichen Einordnung. Pitassi geht dabei auf die entlang des Rheins gefundenen Boote (z.B. Mainz, Oberstimme etc.) ein und entwickelt dann eine Diskussion um römischen Kriegsschiffe einerseits und militärischen Flussschiffe andererseits. Zu jedem Schiff gibt es verschiedene Zeichnungen (Seitenansicht, Querschnitt, Draufsicht, Frontsicht, Positionierung der Ruderer) sowie Abbildungen von antiken Reliefs. Zusammen mit dem Text ergibt sich ein gelungenes Bild der verschiedenen Schiffstypen.

Das Buch endet mit mehreren Anhängen. Beispielsweise werden die Nutzungszeiten der einzelnen Typen in einem Zeitstrahl übersichtlich und gut verständlich gegenübergestellt, ein Glossar listet die verschiedenen Schiffstypen auf. Eine weitere Liste zeigt die Aufstellungsorte verschiedener Schiffsfunde an, doch leider bliebt diese Übersicht unvollständig, und auch die Angaben zu den einzelnen Museen sind häufig unvollständig; die Ausstellung der Olympias in Piraeus streift den Buchtitel nur, da die griechische Trireme nur entfernt mit den römischen Kriegsschiffen zu tun hat. Mit einer Übersicht zu nautischen Begriffen schließt der Band.

Obwohl Pitassi sein Werk als populärwissenschaftlich bezeichnet, sind sein Ansatz und vor allem sein juristisch geprägter Schreibstil von wissenschaftlicher Natur. Leider führen unvollständige Literaturangaben, kaum durchgeführte Quellenkritik und fehlende Beschriftungen dazu, dass es nur eingeschränkt nutzbar ist. Auch durchziehen geografische Fehler sein Buch: So liegt für den Autor Vetera, das heutige Xanten, nicht in Deutschland, sondern in Belgien. Pitassis Werk über die römischen Kriegsschiffe bietet neben allen Unzulänglichkeiten doch jede Menge interessanter Rekonstruktionen von antiken Schiffen, die diesen Bereich der Altertumsforschung neu sichtbar werden lassen.