Lysias Reden

Ingeborg Huber legt in ihrem Werk „Lysias Reden“ eine Publikation sämtlicher Reden in deutscher Übersetzung vor. Diese basiert auf der zweisprachigen, mehrbändigen Ausgabe in der „Edition Antike“, die 2004/2005 von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft herausgegeben wurde.

Geboren wurde Lysias irgendwann zwischen 457 und 445 v. Chr., ein genaues Datum ist leider nicht überliefert. Um 380 v. Chr. starb er in Athen. Lysias schrieb für die unterschiedlichsten Bewohner Gerichtsreden. Es sind sowohl Anklage- als auch Verteidigungsreden von im überliefert. Die Reden waren für den mündlichen Prozess verfasst, was sowohl im griechischen Original, als auch in der hier vorliegenden Übersetzung sehr gut erkennbar ist. Die Reden des griechischen Schriftstellers zeigen dem Leser auf eindrucksvolle Art die Lebensumstände im Athen des späten 5. Jahrhunderts v. Chr.

Huber beginnt ihre Ausgabe nach einem Vorwort mit einer kurzen Einführung. Im ersten Teil geht es um die Biographie Lysias’. Fremdwörter, die in einem Glossar bzw. Register am Ende des Buches erklärt werden, sind kursiv gedruckt. Leider fehlt im Vorwort der Hinweis auf dieses Glossar, sodass sich diese Hervorhebung erst nach einigem Hin- und Herblättern erschließt. Der zweite Teil befasst sich mit der politischen Situation. Lysias schrieb in der Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg. Die Demokratie befand sich in einer Krise, und die Bevölkerung war durch Krieg und Unrecht unzufrieden. Hinzu kamen noch die alltäglichen Probleme, die das Zusammenleben in einer Großstadt mit sich brachten. Leider stellt Huber nur die Geschichte von 413 v. Chr., also inmitten des Peloponnesischen Kriegs, bis zum Jahr 403 v. Chr. dar, als der Rat der Fünfhundert in Athen wieder in Funktion trat. Was danach bis zu Lysias’ Tod geschah, bleibt außen vor. Der dritte Teil stellt eine kurze, dafür sehr gelungene Darstellung des antiken Prozessverlaufs in Athen dar. Teil 4 und 5 der Einleitung sind Anmerkungen zu Geldwert und Kaufkraft sowie zum Aufbau der Gerichtsreden.

Die sehr guten Ausführungen zu den einzelnen Reden, die Huber verfasst hat, bilden den Abschluss der Einleitung. Da sie hier kompakt zusammenstehen, muss der Leser im Buch springen, wenn er die jeweilige Einführung vor Lysias’ Text lesen will. Man hätte sie daher besser vor die jeweilige Rede gestellt, sodass der Lesefluss nicht unterbrochen wäre.

Den Hauptteil des Buches machen die 29 erhaltenen Reden aus, wobei kritische Anmerkungen nicht auf den entsprechenden Seiten bzw. am Ende des Textes zu finden sind, sondern sich am Ende des Buches in einem eigenen Kapitel wieder finden. Auch hier ist der interessierte Leser so wieder zum Blättern gezwungen.

Ingeborg Huber gelingt es, sich mit ihrer Ausgabe nicht nur an Fachleute zu wenden, sondern auch an interessierte Laien, die des Griechischen nicht mächtig sind bzw. sich vor zweisprachigen Ausgaben scheuen. Ein rundum gelungenes Buch, das Lysias zu Recht in den Fokus der Antikenbetrachtung rückt.