S. Fischer. Der Verleger 1859-1934
Eine Lebensbeschreibung

'Ein Stück meines Lebens und ein gutes Stück deutschen Lebens geht mit dem kleinen Juden, der ein Glückskind und eine Art von Genie war, ins Grab' , so schrieb Thomas Mann in seinem Tagebuch im Nachruf auf seinen Verleger Samuel Fischer nach dessen Tod am 15. Oktober 1934. Im Jahre 1859 war der im ungarischen Liptó Szent Miklós geborene S. Fischer nach Berlin gekommen, auf das Jahr 1886 datiert die Gründung des bekannten Verlags.
Barbara Hoffmeister legt nun eine 'Lebensbeschreibung' dieses für die deutsche Literatur- und Verlagsgeschichte so bedeutenden Mannes vor. Eine Biografie ist es nicht, dazu verfügt sie, wie die Autorin selbst sagt, über zu wenige Selbstzeugnisse, ein Tagebuch etwa gibt es vom Verleger S. Fischer nicht. Sie versucht dieses Manko dadurch auszugleichen, dass sie in hohem Maße andere zitiert: Zeitgenossen und vor allem die Autoren des Verlags. Das liest sich mitunter sehr spannend, wenn die intellektuelle und künstlerische Atmosphäre, die das Berlin, in dem Fischer vor allem wirkte, prägte, gelungen eingefangen wird. Doch allzu oft verliert der Leser sich in einem Dschungel von Zitaten, die er manchmal gar nicht mehr richtig zuordnen kann. Teilweise mutet Hoffmeister ihrem Publikum zu viel ihres fraglos großen Wissen über die Schriftsteller des Verlegers S. Fischer zu. So geht es im Grunde zu wenig um Samuel Fischer selbst, sondern um sein gesamtes Umfeld, die Schriftsteller des Verlags nehmen mehr Raum ein als der Protagonist. Doch sind dies nun zumeist ohnehin überaus bekannte Autoren, etwa Thomas Mann oder Gerhard Hauptmann. Nur an einigen Stellen wird das Buch persönlich, so wenn die Autorin schildert, dass Samuel Fischer so viel geschaffen hat, dass es ihn selbst überfordern musste: 'Die Seele kam nicht mit.' (S. 258). Oder in den Worten des Verlegers selbst: 'Aber das ist ja eben mein Schmerz, dass ich im Leben und in der Arbeit ein anderer bin, dass ich Anstrengungen und Sorgen schlecht vertrage und mich ihnen nicht entziehen will und kann. Dieses ewige Mißverhältnis zwischen Wollen und Können, zwischen innerer Sehnsucht und mühseligem Vollbringen, bringt diese ewige Disharmonie hervor.' Und dann notiert diese so zentrale Persönlichkeit des literarischen Lebens des 20. Jahrhunderts: 'Wenn ich das Leben lebenswerth empfinde fange ich immer zu philosophieren an und gewöhnlich muß ich meine Betrachtungen mit Resignation schließen.' (S. 257)