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Berliner Juden im Getto Litzmannstadt 1941-1944 - WLA-Online - Wissenschaftlicher Literaturanzeiger
Berliner Juden im Getto Litzmannstadt 1941-1944
Ein Gedenkbuch

Zwischen dem 18. Oktober und dem 1. November 1941 wurden in vier Transporten mehr als 4200 Juden aus Berlin in das Getto Litzmannstadt (Lodz) deportiert, in den 'Krepierwinkel Europas', wie der Wiener Schriftsteller Oskar Rosenfeld es nannte. Die allermeisten von ihnen haben nicht überlebt, starben entweder im Getto oder wurden in Kulmhof oder Auschwitz-Birkenau ermordet. Die genaue Zahl der Überlebenden ist nicht bekannt, von 23 Personen weiß man, dass sie überlebt haben. Das Schicksal einiger dieser Überlebenden, vor allem aber die Biographien zahlreicher umgekommener Berliner Juden, von denen bisher kaum etwas bekannt war, haben Studierende aus Berlin und Łódź in mehr als zwei Jahren zusammengetragen.
Im vorliegenden Gedenkbuch sind 48 ausführliche Biographien sowie die Namenlisten aller aus Berlin nach Litzmannstadt deportierten Juden mit Kurzbiographien, soweit diese ermittelbar waren, abgedruckt. Der Berliner Historiker Ingo Loose hat das Projekt gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen in Berlin und Łódź koordiniert; die Institutionen, die es getragen haben, sind das Staatsarchiv Łódź, das Toleranzinstitut Łódź und die Berliner Stiftung Topographie des Terrors. Der biographische Teil, das eigentliche Gedenkbuch also, wird eingeleitet durch informative Aufsätze, etwa von Loose über Berliner Juden 1933-1941 und Berliner Juden im Getto Litzmannstadt 1941-1944 sowie Julian Baranowski über das Getto Litzmannstadt. Es wird gezeigt, wie Berliner und allgemein die deutschen Juden im Getto in autobiographischen Aufzeichnungen dargestellt werden, und die Quellen, die zur Rekonstruktion der Biographien herangezogen wurden, werden detailliert vorgestellt. Das Highlight des Buches sind freilich die Biographien selbst, und so soll es ja auch sein. Einige der Biographien konnten sehr ausführlich recherchiert werden, sind durch Bilder und Dokumente illustriert und setzen den deportierten Berlinern ein Denk- und Mahnmal. Hier werden Geschichten von Menschen erzählt, den Menschen, die hinter der Statistik stehen, und die eine Lebensgeschichte haben, vor dem Getto, im Getto und in einigen wenigen Ausnahmen auch nach dem Getto.
Ein Kritikpunkt muss jedoch benannt werden: Nicht ganz verständlich erscheint die Entscheidung, die zahlreichen historischen Fotografien aus dem Getto Litzmannstadt als bloße Illustration zu verwenden: 'Wir haben uns entschieden, die Fotografien als einige wenige Einblicke in das Gettoleben nicht mit Bildunterschriften zu versehen' (S. 18). Das ist schade. Denn im gesamten Textteil sind nun verschiedenste Bilder aus dem Getto zu sehen ' spielende Kinder, ein Krankenhaussaal, die Feuerwehr, der Judenälteste Rumkowski auf einer Hochzeit ', aber ohne Zuordnung zu den jeweiligen Artikeln und ohne die Informationen, die ein Leser, der nicht ganz so gut über dieses Getto Bescheid weiß, vielleicht benötigt.
Dieser kleinere Einwand schmälert jedoch nicht den insgesamt großartigen Eindruck, den dieses Gedenkbuch hinterlässt; das Ergebnis einer deutsch-polnischen Kooperation, eines Projekts, in dem zahlreiche junge Menschen aus beiden Ländern intensiv über die Geschichte in ihrer Stadt und der Menschen in ihrer Stadt geforscht haben und dabei hervorragende Ergebnisse erzielt haben.