Der Erde ein Gesicht geben
Petermanns Geographische Mitteilungen und die Entstehung der modernen Geographie in Deutschland

Gab es anfangs des 19. Jahrhunderts noch zahlreiche 'weiße Flecken' in den Atlanten, so war die Erde am Ende des Jahrhunderts weitgehend 'entschleiert'. Ganz wesentlich dazu beigetragen hat die seit 1855 in Gotha erscheinende Zeitschrift 'Petermanns Geographische Mitteilungen'. Denn in diesem von August Petermann gegründeten wissenschaftlichen Periodikum erschienen nicht nur aktuelle Forschungsberichte, sondern vor allem auch kartographische Aufnahmen. So wurden 'Petermanns Mitteilungen' zu einem einzigartigen Fundus für die 'Entschleierung der Erde'. Wer deshalb in diesen Fundus eintauchen will, für den sind die Petermann-Jahrgänge des 19. Jahrhunderts eine nahe unerschöpfliche Fundgrube.
Ungleich mehr gilt das für die 'Sammlung Perthes Gotha', der ehemaligen Verlagsbibliothek von 120.000 Büchern, 185.000 Karten und einem Archiv von 800 laufenden Metern. Angesichts dieses Quellenmaterials gerät Imre Josef Demhardt, einer der herausragenden Kenner der Kartographiegeschichte geradezu ins Schwärmen: 'Die in dieser Bibliothek bewahrten Objekte, von den Tagebüchern und Routenaufnahmen der Expeditionen, über die Kartenentwürfe, Kupferplatten, fertigen Landkarten und anderen zahlreichen Verlagsprodukte bis hin zu dem umfangreichen Briefwechsel, dokumentieren die letzte Phase des Entdeckungszeitalters, in welcher der Verlag Justus Perthes zentraler Ort für die Sammlung und Verbreitung geographischen Wissens wurde.' (S. 5)
So war es ein herausragendes Ereignis, als die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha 2005 in einer Ausstellung Einblicke in diese Exponate ermöglichte. Der Begleitkatalog dazu dokumentiert diese Ausstellung in vorbildlicher Weise: mit vorzüglichen Kartenreproduktionen wie den fundierten Überblicksbeiträgen und Exponatbeschreibungen.
Imre Josef Demhardt ist damit ein gleichermaßen karten- wie geographiegeschichtliches Schlüsselwerk gelungen.