Arbeitsmethoden zur Physischen Geographie

Auch in den Geowissenschaften ist Methodenkompetenz eine notwendige Forderung, die im Verlauf des Studiums unbedingt erlangt werden muß. Sehr oft bleibt diese Forderung jedoch nur teilweise eingelöst, weil entsprechend aufbereitete Lehr- und Lernhilfen fehlen. Dabei haben gerade in den Geowissenschaften derartige Kompendien eine lange Tradition. Man denke v. a. an Georg von Neumayers 'Anleitung zum wissenschaftlichen Beobachten auf Reisen' (1875) und Ferdinand von Richthofens 'Führer für Forschungsreisende' (1886). Beide zeichnen sich dadurch aus, daß sie die entsprechenden Arbeitsmethoden darstellen. Vergleichbare 'Methodiken' mit dem heutigen geowissenschaftlichen 'Handwerkszeug' gab es bis zum vorliegenden Band erstaunlicherweise nicht. Die von Karl-Heinz Pfeffer, bis 2004 als physischer Geograph an der Universität Tübingen tätig, verfaßte 'Methodenlehre' schließt deshalb eine Lücke. Im Vergleich zu Neumayer und Richthofen basiert sie auf demselben Ansatz: Sie versucht physische Geographen mit den Methoden wissenschaftlichen Sehens auszustatten. Karl-Heinz Pfeffer wählt dazu eine Gliederung, die an den klassischen physisch-geographischen Teildisziplinen orientiert ist: Bodengeographie, Geomorphologie, Klimageographie, Vegetationsgeographie und Hydrogeographie (kurz gestreift wird auch die Tiergeographie). Zu allen Teildisziplinen werden zunächst die jeweiligen 'Aufgaben und Ziele' skizziert, um dann an drei (Bodengeographie) bis sieben Fallstudien (Geomorphologie und Klimageographie) elementare Arbeitsweisen darzustellen. Indem der Autor das methodische Grundwissen an konkreten 'Fällen' darstellt, wird der Band zugleich zu einem physisch-geographischen Grundlagenband. Kurzum: Ein Band dieser Qualität hat bisher gefehlt. Er steht in einer Reihe mit Neumayer und Richthofen. Denn: Auch ihnen sind Trendsetterbücher für physischgeographische Erkenntnis- und Darstellungsformen zu verdanken.