'Die Wüste droht' ' so der Titel eines seinerzeit vielbeachteten Buches aus dem Jahr 1947. Was damals noch weitgehend ein Zukunftsszenario war, scheint inzwischen Wirklichkeit zu werden. Das Weltklima ist inmitten eines beschleunigten Veränderungsprozesses: Gletscher schmelzen, extreme Wettersituationen nehmen zu, und die Desertifikation ist nicht nur ein Phänomen der Sahel-Zone. Es ist deshalb kein Zufall, daß die UNO das Jahr 2006 zum 'Jahr der Wüste' deklariert hat. Ein UNO-Themenjahr bleibt jedoch eine Domäne von Experten und in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, wenn es nicht durch publikumswirksame Aktivitäten 'transportiert' wird. Es ist deshalb ebenfalls kein Zufall, daß die Bayerische Landesausstellung Rosenheim 2006 sich gerade diesem Thema gewidmet hat. Der Begleitband dazu entfaltet das Thema unter natur- wie kulturräumlichen Aspekten. Wenn dabei kulturräumliche Gesichtspunkte im Vordergrund stehen, so mag auch das kein Zufall sein, denn ein zentrales Anliegen des UNO-Themenjahres ist es gerade, sowohl die Inwertsetzungsmöglichkeiten wie die Vulnerabilität des Naturraums Wüste zu zeigen. Im Mittelpunkt steht deshalb das Kapitel 'Wüstenvölker der Erde' (mit den Themenkreisen: Jäger und Sammler ' Nomadismus ' seßhafte Ackerbauern ' Fernhandel ' Wüste in Religion, Mystik und Poesie). Wüsten sind also keineswegs nur Naturräume, sie sind auch ausgeprägte Kulturräume ' nicht nur im Blick auf die Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Und sie sind Räume mit Geschichte. Man denke nur an den versteinerten Wald von Kairo oder die Felsbilder des Tassili-n-Ajjer. Die Wüste ist deshalb ein räumlicher Archetyp höchster Faszinationskraft. Der Begleitband zur Bayerischen 'Wüsten'-Ausstellung 2006 vermittelt dies auf jeder Seite. Das gilt für den Text wie die vorzüglichen Abbildungen. Aber: Der Band vermittelt nicht nur das 'Faszinierende', er weist gerade auch auf die Gefährdung der Randsäume der Wüsten hin wie sie besonders in der Sahelzone sichtbar wird. Dort ist die Wüste im Vormarsch ' als Natur- und Sozialkatastrophe gleichermaßen.