Der unruhige Planet
Der Mensch und die Naturgewalten

Spätestens die Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 hat gezeigt, daß der Mensch und die Naturgewalten eine Schicksalsgemeinschaft bilden. Denn: Die Erde ist ein 'unruhiger Planet'. Tsunamis sind dabei nur ein Gefahrensegment; kaum geringere Risiken gehen von Wirbelstürmen, Hitzewellen, Überschwemmungen, Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Erdrutschen aus. Gefragt ist also eine gezielte und globale Hazardforschung. In Deutschland leisten dies z.B. das Zentrum für Naturrisiken und Entwicklung Bonn/Bayreuth (ZENEB) oder der Arbeitskreis Naturgefahren/Naturrisiken der Deutschen Gesellschaft für Geographie. Weltweit arbeitet die Kommission Hazards and Risks der Internationalen Geographischen Union an diesem Themenkomplex. Führende Mitglieder dieser Gremien sind Richard Dikau, Geograph an der Universität Bonn, und Juergen Weichselgartner, Geograph an der Universität von Tokyo. Kompetentere Autoren für eine Monographie über die 'unruhige Erde' hätten also kaum gefunden werden können. Sie stellen das Thema ' mit zahlreichen Abbildungen, Informationskästen, Internethinweisen etc. aufbereitet ' nicht nur im Blick auf die wesentlichen Naturgefahren der Atmosphäre (tropische Wirbelstürme, Winterstürme, Hitzewellen), der Hydrosphäre (Dürren, Überschwemmungen, Sturmfluten) und der Lithosphäre (Erdbeben, Vulkaneruptionen, Tsunamis, Massenbewegungen) in physischgeographischer Hinsicht dar, sondern richten ihren Blick auch auf anthropogeographische Ansätze unter dem 'Täter-Opfer-Aspekt'. Es geht den Autoren also nicht nur um die Perspektive der in Bewegung befindlichen Natur (Naturgefahren und ihre Prozesse), sondern gleichfalls um die in Bewegung befindliche Gesellschaft (Naturrisiken und ihre Prozesse). Entsprechend sind Gesichtspunkte wie Verwundbarkeit und Risikowahrnehmung zentrale Aspekte der Betrachtung. Dies führt folgerichtig zu Überlegungen zum Katastrophenmanagement, also zu Fragen der Katastrophenvorsorge und der Katastrophenbewältigung. Sechs Fallbeispiele werden dazu besonders behandelt: die Überschwemmungen im Mekong-Delta ('Segen und Fluch'), das Hochwassermanagement an Ganges und Brahmaputra ('Ist Vorsorge möglich?') und Erdbeben in Indien ('Wenn Erdplatten kollidieren') als typische Problemgebiete der 'ärmeren Erdregionen' sowie Hochwasser an Rhein und Elbe ('Naturlandschaft versus Kulturlandschaft'), Orkane über Europa ('Der Alptraum der Versicherungen') und Erdbeben in Japan ('Vorhersehbar und doch unerwartet') als exemplarische Schadensregionen in den Industrieländern. Was also ist zu tun ' global wie regional? Die Weltkonferenz für Katastrophenvorsorge (WCDR) in Kobe 2005 hat einen Weg gewiesen: im 'Hyogo Framework for Action 2005'2015'; zentrale Stichworte sind: Katastrophenvorsorge, nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung!