Als der Meteorologe Alfred Wegener 1912 erstmals in der Geologischen Rundschau seine Theorie der Kontinentalverschiebung präsentierte, war die Resonanz darauf keineswegs so positiv wie man heute vielleicht erwarten würde. Im Gegenteil: v.a. in Amerika wurde er stark angefeindet. Dabei hatte Wegener gedankliche Vorläufer. Denn schon 1596 glaubte der flämische Kartograph Abraham Ortelius, für die Paßform der Küstenlinien Nord- und Südamerikas einerseits und Europas und Afrikas andererseits eine Erklärung gefunden zu haben: Amerika sei von Europa und Afrika durch 'Erdbeben und Fluten' weggerissen worden. Die 'Wanderung der Kontinente' war damit bereits im Kern antizipiert. Als Geophysiker machte Wegener andere Antriebskräfte verantwortlich: hauptsächlich die chemische Differenzierung der Erdkruste und die Erdrotation. Zwar erlebte sein auf dem Geologischen Rundschau-Aufsatz beruhendes Buch 'Die Entstehung der Kontinente und Meere' zeit seines Lebens mehrere Auflagen, doch starb er 1930, ohne daß sein Konzept allgemein anerkannt gewesen wäre. Erst 30 Jahre später erfolgte der Durchbruch ' durch die Erweiterung der Kontinentalverschiebungstheorie zur Theorie der Plattentektonik. Heute ist das Plattenkonzept in jedem Schulatlas zu finden. Es erklärt nicht nur die gegenwärtige kontinentale Gestalt der Erde, sondern auch das globale Verteilungsmuster von Vulkanismus und Erdbeben. Wolfgang Frisch und Martin Meschede ' beide Hochschulgeologen, der eine in Tübingen, der andere in Greifswald ' zeigen dies im Verbund von wissenschaftlichem Text und trefflichen Illustrationen sowohl allgemein wie in zahlreichen regionalen Beispielen ('San Andreas-Spalte', 'Mittelatlantischer Rücken' u.v.a.); dazu entfalten sie weitere Elemente der plattentektonischen Theorie ('Heiße Flecken', 'Terrane' etc.). Indem sie dabei auch Deutschland nicht aussparen ('Der Oberrheingraben im mitteleuropäischen geologischen Spannungsfeld'), wird die Plattentektonik unmittelbar 'greifbar' ' als ein geodynamisches Schlüsselkonzept.