Katastrophen der Erdgeschichte. Globales Artensterben?

Seit 1980 gilt es als weitgehend gesichert, daß die Ursache für das Massensterben vor rund 65 Millionen Jahren der Einschlag eines Meteoriten oder Asteroiden gewesen ist. Das war am Ende der Kreidezeit. Geologisch ist dies jedoch keineswegs die einzige Phase drastischer Aussterbeereignisse. Ähnliches vollzog sich vor ca. 430 Millionen Jahren (Ende Ordovizium), vor etwa 360 Millionen Jahren (Spätdevon), vor ungefähr 250 Millionen Jahren (Ende Perm) und vor rund 200 Millionen Jahren (Ende Trias). Zusammenfassend spricht man dabei von den 'Big Five'. Der ungarische Paläontologe József Pálfy erörtert diese Ereignisse, die in der Geschichte der globalen Biodiversität gravierende Einschnitte darstellen. Aber waren es immer extraterrestrische Impakte? Welche Rolle spielen vulkanische Großkatastrophen? Welche Steuerungsfunktion kommt dem Klima zu? Inwieweit sind Meeresspiegelschwankungen relevant? So denkt man auch wohl sofort an den geoökologischen Schlüsseltext der Bibel, die Sintflut. Das Nachdenken über 'Katastrophen der Erdgeschichte' hat so eine weit mehr als dreitausendjährige Tradition. Was die geologisch-paläontologische Dimension des Themas betrifft, so darf József Pálfys Buch zukünftig getrost als Basislektüre gelten, zumal er sich nicht auf die 'Big Five' beschränkt, sondern weiter fragt: Erweitern sich die 'Big Five' zu den 'Big Six'? Denn während der nächsten 200 bis 300 Jahre könnte etwa die Hälfte der Säugetier- und Vogelarten aussterben. Bei den Palmen beträgt die Halbwertszeit nur 50 bis 100 Jahre. Und den meisten der in den 'Roten Listen' vermerkten Arten droht noch eine durchschnittliche Existenz von 100 bis 1000 Jahren. Sind wir also Zeitgenossen der sechsten globalen Bio(diversitäts)katastrophe? Einiges deutet darauf hin.