Warnungen vor den Folgen des globalen Raubbaus gibt es nicht erst in unseren Tagen. So hat beispielsweise schon Justus von Liebig gewarnt: 'Wenn der intensive Raubbau fortdauert, so muß die Welt dem Hungertod entgegengehen.' Der Hungertod ist jedoch keineswegs die einzige tödliche Bedrohung der Erde. Kaum weniger verhängnisvoll bedroht der Umgang mit der Umwelt die globale Zukunft. In der Sichtweise der Politischen Ökonomie geht dabei die größte Bedrohung von der kapitalistischen Wirtschaftsweise aus.
In diesem gedanklichen Ansatz vorgenommene Analysen gibt es viele. Sie sehen das Problem zumeist aus der Sicht des 'Nordens'. Ein Buch aus der Perspektive Chinas läßt dagegen neue Aspekte erwarten, zumal wenn es ' wie das vorliegende ' just in der industriellen Take-Off-Phase des bevölkerungsreichsten Staates der Erde erscheint.
Yanxiao Zhang entfaltet sein Thema in drei Schritten: im ersten stellt er die grundlegenden Entwicklungsprobleme in den Entwicklungsländern dar und zeigt die Umweltproblematik in den Industrieländern auf, im zweiten skizziert er die 'recyclingorientierte Entwicklungskultur' Chinas vor 1979, im dritten fragt er nach den Elementen einer dauerhaften Entwicklung.
Indem er seinen ersten Schritt unter dem Gesichtspunkt einer Nord-Süd-Dichotomie unternimmt, generalisiert er notwendigerweise sehr stark. Dabei stellt er hinsichtlich der Probleme in den Entwicklungsländern die armuts- und die industrialisierungsbedingten Umweltzerstörungen besonders heraus. Als dominierende Umweltprobleme in den Industrieländern beschreibt er u.a. 'Müllgeschäfte'.
Dem stellt er die Recycling-Praxis (Abfallsammlung, Abfall-Veredelungstechnologie) und naturschonende Entwicklungspolitik Chinas vor 1979 (Entwüstung, Aufforstung, Biologischer Pflanzenschutz u.a.) als gelungenes Modell politischer Ökonomie gegenüber. Seit den 1980er Jahren orientiert sich China jedoch zunehmend am japanischen/amerikanischen Lebensstil ' mit der Folge, daß die 'recyclingorientierte Entwicklungskultur' als der 'dem Fortschritt entgegenstehende Faktor' angesehen wird ' mit der Folge zunehmender Umweltprobleme.
Eine Wiederaufnahme und ökonomische Optimierung des chinesischen Recycling-Weges ist für Yanxiao Zhang deshalb überfällig. Das darauf aufgebaute Entwicklungsmodell soll v.a. drei Bedingungen erfüllen: Grundbedürfnisbefriedigung, Sozialverträglichkeit und Umweltschonung. Das Konzept der politischen Ökonomie erfährt auf solche Weise eine bedenkenswerte Erweiterung zur ökologischen Ökonomie. Ob damit freilich 'Die Lösungen der verhängnisvollen Probleme unserer Erde' tatsächlich gefunden sind, mag freilich angesichts der ökonomisch-ökologischen Komplexität offen bleiben.