In diesem Buch werden Grundformen des Lehrens beschrieben und psychologisch begründet. Der Verfasser verfolgt einen kognitiven unterrichtlichen Ansatz. Er geht von der Vorstellung des 'autonomen, seinen Weg selbständig suchenden Menschen in einer unheilen Welt' aus. Aebli ist es in hervorragender Weise gelungen, sowohl den Theoretiker wie den Praktiker, den Akademiker wie den (schweizer) Seminaristen gleichermaßen zu erreichen. Theoretische Überlegungen und praktische Empfehlungen sind aufeinander abgestimmt und in verständlicher Sprache dargestellt. Aebli meidet dabei ausdrücklich eine in seinen Augen unnötige Fachterminologie. Dieses Buch, die 'Zwölf Grundformen', sind eine Neubearbeitung der erstmals 1959 erschienenen 'Grundformen des Lehrens'. Zu den bereits bestehenden Grundformen (Erzählen, Vorzeigen, Anschauen) sind hinzugekommen: 'Mit Schülern lesen' und 'Schreiben - Texte verfassen'. Der lerntheoretische Ansatz ist geblieben: Lernen muß ausgehen von sozialisationsbedingten Alltagserfahrungen; und: didaktisches Lernen (von Lehrern) muß im engen Zusammenhang mit unterrichtspraktischen Übungen stehen. Von diesem Ansatz ausgehend werden, im ersten Teil, die einzelnen Grundformen psychologisch und didaktisch durchreflektiert. Z.B. wird bei der Grundform 'Erzählen und Referieren' (psychologisch) gefragt, wie der Mensch ursprünglich sprechen, denken und handeln gelernt hat. Antwort: durch Sozialisation, d.h. Teilhabe an der Gemeinschaft und ihren Gewohnheiten und Ritualen lernt der Mensch die entsprechenden Kulturtechniken und Werthaltungen. Dabei kommt dem Erzählen eine wichtige Rolle zu. Durch die modernen Medien (angefangen mit dem Buchdruck bis zum Fernsehen) ist das ursprüngliche Erzählen zurückgedrängt worden. Kinder erfahren die Welt aus zweiter Hand, und der Lehrer und die Schule müssen deshalb versuchen, erzählerisch wieder ein lebendiges Bild von der Wirklichkeit zu vermitteln. Aebli fragt, welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das Erzählen die Schüler erreicht, damit Schüler gerne zuhören und etwas lernen. Aus diesen Fragen werden, im didaktischen Teil, methodische Regeln abgeleitet: Der Lehrer muß sich an die Entwicklungsstufe und die individuelle Eigenart der Schüler anpassen; er muß Kontakt mit der Klasse haben. Im zweiten Teil des Buches wird der 'innere Aufbau der Unterrichtsgegenstände' näher untersucht. Dabei steht das Handeln als die 'ursprüngliche Form des geistigen Lebens' am Anfang des Lernens (Handlungsschemata). Unterricht muß also zuerst ein handelnder Unterricht sein, bevor sich im weiteren schulischen Verlauf und mit zunehmendem Alter das Handeln operationalisiert (Operationen) und, in einem weiteren Schritt, begrifflich objektiviert (Begriff). Im dritten Teil wird der Lernprozeß in seinem Gesamtverlauf (Aufbau, Durcharbeiten, Konsolidieren, Anwenden) zusammenfassend dargestellt. So ergibt sich insgesamt der Eindruck eines geschlossenen Systems, zumal Aebli selbst auf eine 'moderne Version der Formalstufen des Lernens' verwiesen hat. Das ist durchaus konsequent, denn Lernen, zumal schulisches Lernen, erfolgt immer systematisch, stellt immer einen systematischen Prozeß dar, dem dann hiermit entsprochen wäre.