Psychologie des Lernens

Hier liegt eine der besten Darstellungen über das Lernen vor. In diesem Lehrbuch sind die wichtigsten lerntheoretischen Konzepte und Theorien sowie die neueren Darstellungen der Gedächtnisforschung und der künstlichen Intelligenz gründlich aufgearbeitet. Das Buch ist auch hervorragend didaktisch aufbereitet: Jedes Kapitel ist einleitend gegliedert, am Schluß noch einmal zusammengefaßt und mit veranschaulichenden Bildern und Grafiken versehen.
Im einleitenden Kapitel werden die lernpsychologischen Grundbegriffe geklärt: 'Lernen', 'Theorie', 'Verstärkung' etc. In den folgenden Kapiteln werden die einzelnen Lerntheorien zusammenfassend dargestellt und kritisch eingeordnet, wobei auch deutlich wird, welche Entwicklung die Lernpsychologie von den Pawlowschen Versuchen um 1900 bis zur künstlichen Intelligenz durchlaufen hat. Die frühen Behavioristen (Pawlow, Watson, Guthrie, Thorndike), die mehr am beobachtbaren Verhalten als am Denken und Wissen interessiert waren und bei denen die Konditionierung eine wichtige Rolle spielte, haben mit ihren mechanistischen Vorstellungen entscheidend zur weiteren entwicklungspsychologischen Forschung beigetragen. Konditionierung durch Verstärkung steht im Mittelpunkt von Skinners Konzeption. Der Schwerpunkt seiner Untersuchungen liegt auf dem operanten (eigenständigen) Lernen. Aus seinen Beobachtungen versucht er, Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, die allerdings nur bedingt auf menschliches Verhalten übertragbar sind. So lassen sich beispielsweise von Skinner her keine freien Willensentscheidungen erklären. Über die behavioristischen Theorien führt der Hebb‘sche Ansatz hinaus. Hier geht es um neurologische, also höhere geistige Prozesse (Denken). Damit ist dann zugleich ein Übergang zur kognitiven Psychologie geschaffen. Bei Tolman kommen geistige Verhaltensweisen durch Einsicht (Verstehen, Problemlösen) ins Spiel. Lewin berücksichtigt in seiner kognitiven Feldtheorie Umwelteinflüsse ('Lebensraum') auf individuelles Lernen. Bruner berücksichtigt beim Lernen die menschliche Evolution: Das Kind macht Lernfortschritte 'von der enaktiven über die ikonische zur symbolischen Repräsentation'. Auch Piaget verfolgt einen evolutionären Ansatz. Er untersucht die Fähigkeiten von Kindern in den einzelnen Stadien ihrer Entwicklung: sensomotorisches, vorbegriffliches Stadium; präoperationales, operationales Stadium. Seit den 1960er und 1970er Jahren versucht die Computerwissenschaft, einen Beitrag zum Verständnis kognitiver Prozesse zu leisten (künstliche Intelligenz). Dabei ist deutlich geworden, wie komplex diese Prozesse ablaufen, z.B. bei der Wahrnehmung unserer Umwelt, bei Gedächtnisleistungen oder beim Sprachverhalten, und welche didaktischen Künste aufzubringen sind, damit sinnvoller und erfolgreicher gelernt wird.
So kann also ein an sich eher trockener Lesestoff vor allem dem Praktiker, dem Psychologen, Pädagogen, Sozialarbeiter und nicht zuletzt auch dem Studenten der Psychologie ein wahrhaftiges Lese- und im wahrsten Sinne des Wortes 'Lernvergnügen' bereiten.