'Nach Italien ... nach Italien', so schwärmte der junge Goethe 1770 in Straßburg angesichts der nach Raffaels Entwürfen gefertigten Gobelins. Aber erst Jahre später ' 1786/88 ' war es dann so weit. Goethe war inzwischen 37jährig und als Minister in sachsen-weimarischen Diensten tätig. Das Tagebuch dieser Reise ist weit mehr als nur von literarischem Interesse. Daß nun auch die geographische Seite neu entdeckt werden kann, ist der Frankfurter Geographischen Gesellschaft zu verdanken, die anläßlich der 250-Jahrfeier von Goethes Geburtstag 1999 eine Reihe von Exkursionen auf Goethes Spuren unternahm ' im Oberrheingebiet und Fichtelgebirge, aber auch auf der Goethe-Route vom Brenner bis Neapel, in der Nachempfindung von Goethes erster Italienreise also. Daß im Anschluß daran für den Abschnitt vom Brenner bis Venedig Goethes Landschaften heute Gegenstand eines Buches wurden, indem in heutiger Geographiekenntnis die damalige Route nachvollzogen wird, ist ein überaus reizvoller Ansatz. So auf Goethes Spuren unterwegs, führen uns Friderun Fuchs und Renate Müller auf den Brenner, durch das Eisacktal, in Bozen, im Bozener Becken und Bozener Unterland, im Trentino, am Gardasee, weiter nach Verona, von dort nach Vicenza, in Padua, an der Riviera del Brenta, durch das 'Nasse Dreieck', schließlich nach Venedig ' eine klassische Route fürwahr ' mit Goethe als Begleiter! Man wird deshalb zukünftig für eine solche Reise unbedingt zwei Lektüren mitnehmen müssen: Goethes Italienische Reise wie Goethes Landschaften heute, denn Goethes Raumwahrnehmung wird um so 'erfahrbarer', je stärker man sich ihr in der Sicht heutigen geographischen Regionalwissens nähert. Aufbereitet in zeitgemäßer Exkursionsführermanier (mit fundierten Sachtexten, gehaltvollen thematischen Karten, Diagrammen, Tabellen etc., nicht zuletzt auch einer Reihe von kontrastierenden Goethe-Zeichnungen), führen Goethes Landschaften heute einmal mehr zum Wunsch 'Nach Italien ... nach Italien'.