Megalithische Welten
Eine Spurensuche

Peter Tschudin gibt in seiner neuesten Publikation einen Überblick über das Phänomen der Megalithik. Die stummen Zeugen der scheinbar übermenschlichen Anstrengungen, die man auf sich nahm, um diese riesigen und tonnenschweren Findlinge zu bewegen oder gar aufzustellen, haben schon viele Forscher und Laien fasziniert. Ihre Funktion und kultureller Hintergrund lassen sich in vielen Fällen nur schwer erschließen. Der Autor versucht mit seinem Buch einen Anstoß zu geben und die Diskussion zum Phänomen der Megalithen zu bereichern. Der Schwerpunkt wurde auf den internationalen Vergleich gelegt. Dabei spricht er von „überregionale(n) technik-, sozial-, wirtschafts- und geistesgeschichtliche(n) Zusammenhänge(n)“, welche den Blick vom Einzelbefund abwenden, aber rückführend die Interpretation erleichtern oder erweitern sollen.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Der Autor gibt einleitend einen einführenden Überblick zum Wesen der Megalithik, aber auch über die bisherige Megalithen-Forschung. Diese Einführung ist sicher notwendig, um die Thematik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Aber auch für Studenten der Archäologie kann dieser erste Teil einen Weg in die Beschäftigung mit Megalithen ebnen. Es werden unterschiedliche Problematiken vorgestellt, aber nur kurz behandelt. „Megalithische Welten“ bietet danach eine sehr knappe, aber breite Auflistung der uns bekannten Megalithen. Literaturzitate können den geneigten Leser tiefer in die Materie führen. Dieses Kapitel gibt in kurzen Absätzen Informationen zum Vorkommen von Megalithik über den Erdball.

Im dritten Teil vergleicht Peter Tschudin drei Megalith-Kulturen anhand ihrer Überlieferungen. Dabei handelt es sich um die Volksgruppe der Batak in Mittelsumatra, die Toraja in Zentral- und Süd-Sulawesi (Celebes) und die Erbauer der Megalithbauten des Alten Ägypten. Die Festkultur der Batak und der Toraja wird mit zahlreichen Fotografien grob vorgestellt. Die Besonderheit besteht in der lebendigen Megalith-Kultur dieser beiden Volksgruppen. Anhand ihrer Festkultur hat man zwei Beispiele für den aktiven Umgang mit Megalithen und bekommt einen Einblick, wie man sich ihre Funktion vorzustellen hat. Diese lebendigen Traditionen versucht Peter Tschudin dann mit den Zeugnissen aus dem Alten Ägypten zu vergleichen. Dieses Vorgehen scheint gewagt, doch die reiche Überlieferung bringt Übereinstimmungen zu Tage.

Daneben beschäftigt er sich mit den religiösen Aspekten, die er durch den vorangegangenen Vergleich herausarbeiten konnte. Ziel ist es, Übereinstimmungen in der Vorstellung dieser Völker zu finden, die uns womöglich Hinweise auf die Hintergründe und Geisteswelten der zahlreichen schriftlosen Megalith-Kulturen geben können, um so ein tieferes Verständnis für die Bauwerke zu erhalten. Deswegen schließt das Kapitel mit einem Versuch der Zusammenführung.

Allgemein ist hervorzuheben, dass das vorliegende Buch mit zahlreichen Bildern versehen wurde. Leider sind einige davon von geringer Qualität und ohne Bildunterschrift wohl kaum zuzuordnen. Abschließend lässt sich sagen, dass es sich bei dem Band Megalithische Welten. Eine Spurensuche um einen interessanten Versuch handelt, die Megalithik-Diskussion anzuregen. Dabei handelt es sich zumindest streckenweise um eine für Laien wenig geeignete Übersicht, dem eingearbeiteten Leser kann dieses Buch Denkanstöße und neue Erkenntnisse vermitteln.