Selten so gelacht
Humor, der seinen Namen verdient, glänzt im deutschen Fernsehen eher durch Abwesenheit. Entsprechend ist die Forschungslage: hoffnungslos, aber nicht ernst. Unter diesen Umständen gilt bereits das Wagnis, sich am Beispiel der Harald Schmidt Show mit der Rezeption von Humorsendungen zu befassen, als lobenswertes Unterfangen. Neugierig macht zudem die Ankündigung, hier würden Cultural Studies und Genderforschung medienwissenschaftlich genutzt. Nun ist dergleichen nicht neu, wie Jutta Röser im Hinblick auf Fernsehgewalt überzeugend darlegte, doch das Bemühen, diesen Ansatz auf Humor im Fernsehen anzuwenden, kann gleichwohl eine gewisse Originalität für sich beanspruchen, zielt es doch auf eine Reflexionsebene, die der Medienwissenschaft ein sträflich vernachlässigtes Forschungsfeld erschließen könnte. Die Entertainerqualitäten Harald Schmidts legten hier nicht zuletzt die Ironie als einen Schwerpunkt nahe.
Daß dieser in der Arbeit nicht reflektiert wird, darüber könnten andere Vorzüge hinwegtrösten. Doch Fehlanzeige. Der Text, der nicht einmal gründlich Korrektur gelesen wurde, bietet zu viele ärgerliche Verkürzungen. Das gilt für den theoretischen Bezugsrahmen der Arbeit ebenso wie für die praktische Rezeptionsanalyse der Schmidtschen Late night show. Auf völlig unzulänglicher Erhebungsbasis werden anhand von Interviews zu „eher zufällig“ ausgewählten Sendeausschnitten drei Hypothesen zu verifizieren versucht:
„1. Die Reaktion auf die Ausschnitte wird, je nach Geschlecht, unterschiedlich ausfallen; 2. Die Harald Schmidt Show wird polarisieren. Tendenz: Frauen werden ihm eher ablehnend gegenüberstehen, Männer ihn eher für witzig halten; 3. Es wird unterschiedliche Lesarten geben.“ (S. 142).
Das Ergebnis der Interviewbefragung sagt uns, was wir eh schon wußten: daß die erste Hypothese trivial und die beiden anderen bei weitgehender Bestätigung „nicht differenziert genug“ sind. Ein Urteil, das mehr oder minder für die gesamte Studie gilt, ein Urteil, das allerdings relativiert wird durch die Tatsache, daß der gewählte Ansatz trotz der Schwierigkeit und Komplexität des thematisierten Problems auf Lösungsmöglichkeiten schließen läßt. Diese zu erschließen hieße medienwissenschaftlich begründet Aufschluß zu geben über das ernste, aber nicht hoffnungslose Elend fernsehvermittelten Humors in Deutschland.