Die Römer an Maas und Mosel

Bisher wurde viel zu den bekannten Provinzen des großen Imperium Romanum, wie z. B. der Gallia Narbonensis, geschrieben und auch viel zu den Römern auf deutschem Boden. Mit 'Die Römer an Maas und Mosel' legt Xavier Deru, ein ausgewiesener Kenner der gallo-römischen Archäologie, ein weiteres Buch zur Erschließung der außeritalischen Provinzen vor, das sich jedoch mit der unter Kaiser Augustus entstandenen Provinz Gallia Belgica, unter Caesar noch Belgium und später nur noch Belgica genannt, beschäftigt. Es ist, wie bereits aus dem Inhaltsverzeichnis zu entnehmen, ein auf 136 Seiten übersichtlich strukturiertes Werk und beinhaltet, einem archäologische Bildband entsprechend, viele qualitativ hochwertige Landkarten, rekonstruierte Gebäudegrundrisse und Lagepläne sowie Impressionen der Landschaft und der Bevölkerung. Die Textbeiträge sind in verständlicher Sprache und teilweise in einer angenehmen Kürze verfasst, die es auch dem interessierten Laien ermöglicht, dem Aufbau, der Entwicklung und den Besonderheiten dieser Provinz von der caesarischen Zeit an gespannt zu folgen. Der geschichtliche Rahmen wird von der Eroberung Galliens an detailliert in mehreren Einzelkapiteln bis in das 2. Jh. n. Chr. gespannt. Der Spätantike ist ein eigenes Übersichtskapitel gewidmet.
Die Einführung übernimmt Gaius Julius Caesar fast persönlich, indem der erste Abschnitt seines 'De Bello Gallico' zitiert wird. Diese Einleitung wurde mit Bedacht gewählt, denn in ihr werden die Belger (für Caesar waren dies die Bellovaker, Suessionen, Ambianer, Atrebaten und Viromanduer) bereits im zweiten Satz genannt und im Folgenden näher spezifiziert. Schon in der geographischen und geologischen Vorstellung der flussreichen Provinz, die sich aus Flandern, dem Pariser Becken und den südöstlichen Bergmassiven zusammensetzte, erfolgt eine erste Berücksichtigung der Handelsrouten. Danach wird auf die in den Grenzen der Provinz lebenden Ethnien vor der Zeit Caesars eingegangen, wobei kurz der Wandel der Kelten vom barbarischen Kriegervolk zu zivilisierten Bauern und Großgrundbesitzern umrissen wird. Die provinzialen Siedlungsplätze und größeren Ansammlungen von Gebäuden werden genauso wie die ersten Handelskontakte zwischen der baldigen Provinz Gallia Belgica und dem Imperium zunächst grob betrachtet. In einem eigenen Übersichtskapitel zeigt sich das kartographisch belegbare dichte Netz der Städte und Dörfer der Provinz. Betrachtet werden dabei auch die für das Römertum wichtigen Institutionen sowie die Lebensräume der Elite und der normalen Bevölkerung, bevor nachfolgend die Besiedlung des Landes sehr ausführlich vorgestellt wird. Der Produktion von landwirtschaftlichen Produkten wird hier bereits ein größerer Abschnitt eingeräumt.
Von der Hypothese ausgehend, dass das Handwerk in der Antike eher unterrepräsentiert war, wird das Augenmerk auf die sehr ausgeprägte Handwerksverbreitung in der Provinz Belgica gelenkt. Es werden einzelne Bereiche der wichtigsten 'Zünfte' betrachtet, die hier als Baugewerbe-, Versorgungs- und Produktionsstätten bezeichnet werden, um, wie es der Autor formuliert, 'die Besonderheiten der Provinz herauszustellen'. Auf diese Darstellung der Wirtschaftsfaktoren folgt die Haltung der Belger zu den Göttern sowie ihren religiösen Ausdrucksformen. Die keltischen und römischen Grabsitten werden daran anschließend untersucht.
Das vorletzte Kapitel betrachtet die Provinz in der Zeit der Spätantike, in der sie ab 284 n. Chr. zu einer Residenzregion der römischen Kaiser wurde. Deren Einfluss zeigt sich u. a. in der ehemaligen, an der Mosel gelegenen Residenzstadt Trier. Die abschließende Zusammenfassung stellt sich der Frage nach der 'Romanisierung' der Gallia Belgica. Des Weiteren werden die archäologischen Befunde und Funde sowie die Provinz selbst in den Gesamtkontext der römischen Provinzen bzw. der römischen Geschichte gesetzt.
Insgesamt ist festzustellen, dass dem Leser mit dem vorliegenden Buch ein guter Einblick in diese Provinz gegeben wird. Der Schwerpunkt wurde zwar eher auf die wirtschaftlichen und handwerklichen Sektoren gelegt, was sich jedoch durch die rurale Lebensweise der Belger und das weitverzweigte Straßennetz, sei es zu Land oder zu Wasser, selbst bedingt und somit auch die Besonderheit dieser Provinz ausmachte.