Contemporary Canadian Plays
Overviews and Close Encounters

Auch wenn die Neueren Englischen Literaturen insgesamt in den letzten Jahren zunehmend Eingang in deutsche Curricula an Schule und Hochschule gefunden haben, so gilt dies bisher kaum für das kanadische Drama und Theater. Auf einigen deutschen Bühnen kommen zwar inzwischen kanadische Stücke zur Aufführung, konkrete Titel kann allerdings hierzulande kaum jemand nennen. Da kommt der angezeigte Band, mit dem die Autoren sich zum Ziel setzen, europäische Leser und Theaterbesucher auf das lebendige anglo-kanadische Drama aufmerksam zu machen, gerade recht.
In zwölf Essays, die bis auf einen alle aus der Feder von Kanadakenner und -liebhaber Albert-Reiner Glaap stammen, erhält der Leser Einblicke in die Trends und Entwicklungen der zeitgenössischen kanadischen Theaterszene, von den 1990er Jahren bis heute. Dabei werden so unterschiedliche Themen behandelt wie 'Theatre and Drama in the Maritime Provinces', 'Anguished Human Relations and the Search for Love', 'Fronteras Americanas: New Canadian Plays on American-Canadian Relations', 'Aspects of Canadian Multiculturalism as Reflected in Contemporary Canadian Plays', '(Inter-)Cultural Contexts: Dramatic Writing from African-Canadian Authors', 'New Voices in Canada: Contemporary Plays by First Nations Authors', 'Re-Discovering Canada in Plays from the Yukon', 'Newfoundland Theatre and its Playwrights' und 'Toward a Reception of Canadian Plays in German-Speaking Theatres'. Jeder Beitrag steht für sich und kann einzeln gelesen werden. In ihrer Gesamtheit liefern die Artikel jedoch ein facettenreiches Bild des kanadischen Dramas und Theaters ' vor allem da die Stücke nicht nur inhaltlich und (zumindest teilweise) in ihren dramenspezifischen Besonderheiten vorgestellt werden. Darüber hinaus geht es nämlich auch um dramaturgische Überlegungen, um konkrete Aufführungen und um den kanadischen (und auch deutschen!) Theaterbetrieb. Dies ist insbesondere im Hinblick auf den Einsatz kanadischer Dramen im Unterrichtskontext hervorzuheben, da Lernenden auf diese Weise über die reine Textanalyse hinaus ein Einblick in den Produktionskontext eines Stückes verschafft werden kann.
Da die Essays bis auf zwei in den letzten Jahren in verschiedenen Organen schon einmal erschienen sind, finden sich hier und da ein paar inhaltliche Überschneidungen. Allerdings ermöglicht der Band durch die Zusammenschau vieler Einzelbeiträge Annäherungen an die kanadische Theaterszene aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, so dass er sich auch gut als Grundlagentext für ein Seminar über das zeitgenössische kanadische Drama eignet. Die vielen kurzen Inhaltsangaben zu den vorgestellten Stücken, die Hintergrundinformationen zu deren Entstehungsgeschichte sowie  die  thematisch orientierte  Übersichtstabelle über die  Dramen im
 
Anhang sind zudem sehr hilfreich für Lehrende auf Schul- und Hochschulebene, wenn es um die Suche nach neuen Texten jenseits des Lektürekanons geht.