Dichterbilder
Von Walther von der Vogelweide bis Elfriede Jelinek

Gibt es eine Wechselwirkung zwischen darstellender bzw. abstrakter Kunst und der Literatur. Läßt sie sich erkennen und darstellen? Eine Reihe herausragender Dichter des 13.-20. Jahrhunderts haben die Autoren über den literaturwissenschaftlichen Kreis hinaus beleuchten und (mit hervorragenden Reproduktionen) ein Gesicht geben wollen. Es geht hierbei nicht um die naturalistische Wiedergabe eines Mörike, Busch, Ringelnatz oder Frisch, sondern um zweierlei: den Autor in seinem Arbeitsumfeld oder -vorgang zu zeigen und seine gesellschaftliche Wirkung im Bild festzuhalten. Dies kann bei den behandelten Schriftstellern der ersten Jahrhunderten naturgemäß nur im gemalten Bild geschehen, mit Arno Schmidt kommen dann Fotografien hinzu, die aber nichts vom künstlerischen Charakter der Darstellung verloren haben.
Dem Autorenbildnis jeweils gegenübergestellt, beschreibt jeder der mehr als 90 Beiträge kurz die Entstehung des Bildes, seine Würdigung durch den Schriftsteller und geht teilweise auch auf Werk und Person des Dargestellten ein. Mit Gewinn lassen sich auch Werdegang einzelner Bildnisse (z.B. Peter Friedel und sein Pastell Heinrich von Kleists) nachlesen oder deren technische Umsetzung (Karl Stauffer-Berns Portrait von Gottfried Keller). Illustre Namen wie Fritz Lang oder Armin Mueller-Stahl und natürlich Tischbein, Oppenheimer, Liebermann, Feigl, Kokoschka oder Spiro sind mit Werken aufgenommen (und Goethe werden gleich zwei Bildnisse eingeräumt: der jugendliche Drängler und der verbeamtete Alte).
Der Band empfiehlt sich zum chronologischen Stöbern (ein erster Block bis Sophie von La Roche; ein zweiter bis Clemens Brentano, ein dritter bis Karl May, denen ein vierter, beginnend mit Friedrich Nietzsche, folgen könnte), nicht aber zum Überblättern: dafür sind die ausgesuchten Nachdrucke ' wie auch die beigegebenen Kurztexte - zu qualitätvoll.