Der Frieden von Versailles
3., durchgesehene und ergänzte Auflage

Von Georges Clemenceau noch als Buch des Friedens gefeiert, war der Versailler Vertrag, den Deutschland 1919 unterzeichnete, ein Gewaltakt, der deutscherseits leidenschaftlich attackiert und halben Herzens auf alliierter Siegerseite verteidigt wurde. Zum hundertsten Jahrestag der Vertragsunterzeichnung erscheint in dritter Auflage Eberhard Kolbs Darstellung Der Frieden von Versailles.

Als besonderes Merkmal bei Vertragsunterzeichnung in Versailles erwies sich das Bemühen Frankreichs, Deutschland „mit äußerster Rigorosität moralisch abzustrafen und zum Ertragen demütigender Prozeduren zu zwingen“ (S. 10). Wie das Deutsche Reich auf die Anklagebank kam, umreisst Kolb mit kurzer Darstellung der Kriegsereignisse ab 1914, die zur militärischen Niederlage der Mittelmächte insgesamt führten (S. 11-22).

Mit Direktiven der deutschen Obersten Heeresleitung ausgestattet und isoliert im Wald von Compiègne, führte am 11. November 1918 der deutsche Zivilist Matthias Erzberger „das dornenvolle Amt“ (S. 33) des Vorsitzenden der deutschen Waffenstillstandskommission zu einer Zeit, in der er nicht wusste, „ob er das Kaiserreich vertrat oder eine Republik“ (S. 37).

Die Pariser Vorortverträge brachten weder eine dauerhafte europäische Friedensordnung noch gar ein Weltfriedenssystem, nicht zuletzt, weil im Falle Deutschlands „nicht mit den Besiegten verhandelt wurde, sondern über sie“ (S. 47). So stand die deutsche Friedensstrategie der Weimarer Republik vor der Frage „Annehmen oder Ablehnen?“ (S. 71-90). Auffällig ist hier Kolbs Negativdarstellung des Reichsaußenministers. Mit seiner Rede vom 7. Mai 1919, mit der er auf die Hasstiraden Clemenceaus antwortete, konnte Brockdorff-Rantzau angeblich nur „an deutschen Stammtischen punkten“ (S. 75). Die Frage, ob Deutschland bei Ablehnung des Versailler Vertrages einen günstigeren Friedensschluss erlangt hätte, meint Kolb beantworten zu können: „heute wissen wir es ganz genau, daß die alliierten Armeen bereitstanden, um nach Fristablauf in Deutschland einzumarschieren“ (S. 85). Tatsächlich befanden sich die alliierten Armeen im Sommer 1919 jedoch in vorgerücktem Stadium der Demobilisierung.

Im letzten Kapitel „'Versailles' und die Deutschen“ (S. 91-110) geht Kolb der Frage nach, „ob die Mehrheit der Deutschen politische Klugheit an den Tag legte, wenn sie in der Nachkriegszeit in einem starren Anti-Versailles-Furor verharrte“ (S. 103).

Kolbs Darstellung konzentriert sich überwiegend auf die Geschichte rund um den Versailler Vertrag. Seine kurzen, informativen Zusammenstellungen, besonders zum Kriegsverlauf und zur diffizilen Nachkriegssituation in Deutschland, sind hervorragend. Seine Bewertungen hinsichtlich Geist und Wirkung des Versailler Vertrages sind hingegen von Milde gekennzeichnet, die die zahllosen Fehler, die der Versailler Vertrag mit sich brachte, ganz unzureichend einfängt.