Die letzten Dinge
Theologische Bibliothek

Den Tod eines Menschen als seine endgültige Auslöschung zu begreifen, hatten und haben vergangene und gegenwärtige Kulturen immer wieder abgelehnt. Die Konzepte hierzu reichen von einer Idee, die Welt des Toten möglichst unverändert für eine Ewigkeit in das Jenseits zu überführen, um dem Sterbenden und den Angehörigen ein Gefühl der Vertrautheit und Sicherheit zu vermitteln, bis hin zu einer Vorstellung eines besseren Lebens nach dem Tod, um Hoffnung zu geben und Trost zu spenden. Hinzu treten die Idee einer zyklischen Wiedergeburt, aber auch die der Verdammnis oder die des ewigen Unbewusstseins. Die Antworten auf die Frage, was den Menschen nun nach seinem Tod erwartet, sind also kulturabhängig vielgestaltig.

In Europa mit seinen vielschichtigen kulturellen Ausprägungen haben sich mehr als eine Vorstellung von den „letzten Dingen“ manifestiert, die den Menschen nach seinem Tode erwarten. Anzuzeigender Band von Ulrich H. J. Körtner bereitet diese Thematik im Rahmen der christlichen Lehre zur Eschatologie für ein interessiertes Publikum auf. Stichworte sind etwa die Wiederkehr Christi, die Auferstehung von den Toten, das Jüngste Gericht, das Reich Gottes oder das ewige Leben, die von dem in Wien tätigen Ordinarius an der Evangelisch-Theologischen Fakultät, der zugleich „Wissenschaftler des Jahres 2001“ war, leicht verständlich vermittelt werden. Seinen Platz hat der Band in einer eigens hierfür neu gegründeten Reihe gefunden – der „Theologischen Bibliothek“. Körtner gelingt es, den klassischen Rahmen der Dogmatik zu sprengen und ganz dem Vorbild Karl Barths folgend, die Eschatologie als Randerscheinung der Theologie in das Zentrum der Fragestellung einer modernen Gesellschaft zu stellen, sie sich immer weiter von Hoffnungsvorstellungen des Christentums abgewendet hat. Seine Bezugspunkte holen den Leser daher nicht in einer theologischen geführten Diskussion ab, sondern bei Themen, die z. B. im Bereich der Medizin liegen: Wann etwa ist ein Mensch tatsächlich tot, oder welche Wunschvorstellungen gibt es von einem schönen Tod.

In fünf Kapiteln setzt er dem Mainstream theologischen Aussagen gegenüber und verbindet moderne Geschichtsauffassung mit persönlicher Glaubenspraxis. Der erste Abschnitt des Buches ist dem Inhalt und der Methodik der Eschatologie gewidmet, in der Körtner seinem Leserkreis den Begriff der „Hoffnung“ im Kontext der Aufklärung erläutert. Der nachfolgende Teil des Buches erweitert Körtners Betrachtung um die Apokalyptik. In das dritte Kapitel hat der Autor den Begriff der „Zeit“ gesetzt; befristete Weltzeit und Zukunft sind hierin die Hauptthemen. Im nächsten Absatz leitet er in das Begriffsfeld der Hoffnung über, die nach der eschatologischen Lehre gänzlich erfüllt sein wird. Der Abschluss des Bandes ist als Synthese der vorherigen Teile aufgebaut und passt die eschatologischen Konzepte in Gebet und Gottesdienst ein.

Die letzten Dinge ist eine gelungene, am Menschen orientierte Zusammenstellung der gegenwärtigen theologischen Diskussion, die seit einigen Jahren vergleichbare Titel hervorgebracht hat: z. B. Thomas Herkert u. Matthias Reményi, Zu den letzten Dingen (2009); Edmund Arens (Hg.), Zeit denken (2010); Sabine Pemsel-Maier, Der Traum vom ewigen Leben (2010); Otto Hermann Pesch, Katholische Dogmatik Band 2 (2010); Johanna Rahner, Einführung in die christliche Eschatologie (2010); Joachim Valentin, Eschatologie (2013); Hans Kessler, Was kommt nach dem Tod? (2014) u.a.m. Körtner sticht durch seine sprachlich modern gefasste und Individualismus einbettende Darstellung der Eschatologie erfreulich hervor und ist daher vor allem einer an theologischen Fragen interessierten Leserschaft sehr zu empfehlen.