Psychiatrie mit offenen Türen
Offene stationäre Psychiatrie in der Pflichtversorgung

Open up your mind!

Das anzuzeigende Werk offenbart gut strukturiert Lebens- und Behandlungsräume für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen verschiedenster Genese. Der psychisch Kranke wird in dieser Arbeit als Individuum mit allen bürgerlichen Rechten verstanden, als Mitglied der Wertegemeinschaft, als gleichwertiger Mensch in seinem sozialen Umfeld angesehen. Durch seine Erkrankung droht er hier herausgerissen zu werden, daher ist es das oberste Ziel jeder psychiatrisch motivierten Behandlung, ihn schnellstmöglich wieder zu reintegrieren. Das fällt entschieden leichter, wenn die Behandlungsstationen der Kliniken „offen“, d.h. die Türen nach draußen nicht versperrt sind – sowohl von innen nach außen, als auch umgekehrt. So kann der Einzelne sich (s)einer Behandlung unterziehen, ohne den Kontakt nach außen zu verlieren, wie auch die Angehörigen und die Menschen seines sozialen Umfeldes den Bezug zu ihm nicht verlieren und ihn in seiner Problematik besser verstehen und damit auch zum Heilungsverlauf beitragen können. Die Autoren machen dabei deutlich, daß insbesondere auch das Pflegeteam sich auf eine solche Situation einstellt. Es bedeutet, die ehemals räumlichen Grenzen i.S. der geschlossenen Stationstüren so zu internalisieren, daß man sie dem Kranken in einer intensiven therapeutischen Beziehung auf eine Art und Weise – quasi imaginär – vermittelt, auf die er sich besser einlassen kann. Diese Grenzen sollten nicht unflexibel sein, sozusagen von der Stange, sondern individuell für jeden Betroffenen neu überdacht, mit ihm diskutiert und – allerdings auch verbindlich – ausgehandelt werden.

Diese, ihre Anliegen, haben die Autoren dem geneigten Leser zweifellos gut verständlich vermittelt, unterstützt durch die klare Gliederung und strukturierte Inhaltswiedergabe. Angaben zu den verwendeten Quellen dem Interessierten es noch besser ermöglichen, sich mit diesem zunehmend wichtiger werdenden Stoff vertraut zu machen.