Bildbestimmung
Identifizierung und Datierung von Fotografien 1839 bis 1945

Das anzuzeigende Bestimmungsbuch will helfen, 'unidentifizierten und nicht datierten fotografischen Werken gewissermaßen Halt zu verleihen, ihnen einen Platz in der Geschichte einzuräumen' (S. 9). Aus einem Arbeitsprojekt mit dem Ziel der Herausgabe eines Handbuchs samt Mustermappe entstanden, sind in 'Bildbestimmung' verschiedene Verfahren, Formate, Abzüge u.a. aufgeführt und mit Genres verknüpft. Anhand dieser Kriterien ist dann eine zeitliche Einordnung, eventuell sogar eine Zuweisung an ein bestimmtes Atelier oder einen Fotografen möglich.

Der Autor weist selbst bereits zu Beginn seines Bestimmungsbuches darauf hin, nicht alle Verfahren, Techniken oder Kennzeichnungen aufgenommen haben zu können ' dies hätte den Umfang des Bandes gesprengt und die Übersichtlichkeit erheblich gemindert. Jedem Abschnitt ist jedoch weiterführende Literatur beigegeben, sodass eine Vertiefung rasch möglich ist. Die Bildträger sind der Daguerreotypie, Ferrotypie, Ambrotypie, Pannotypie, Cyanotypie sowie dem Blechbild, Diapositiv, der Fotokeramik, dem Salzpapier, dem Albumin- und Gelatinepapier gleich wie den Edel- und Normaldrucken auf Papier zugeordnet. Diese verschiedenen Verfahren werden anschließend unterschiedlichen Formaten zugewiesen, die teilweise tabellarisch zusammengefasst sind, was ein rasches Auffinden erleichtert. Eingang in die Bestimmung haben gleichfalls Stereoaufnahmen gefunden. Alle Veröffentlichungen sind nach Möglichkeit Verlagen zugeordnet, was bei einer weiteren Identifizierung bzw. Genrebestimmung eine zusätzliche große Hilfe ist.

Ein Sonderkapitel ist den Untersatzkartons gewidmet, die bis zum Ersten Weltkrieg vermehrt in Gebrauch waren, um das dünne Fotopapier vor allem vor Knicken zu schützen. Die Rückseiten der Kartons tragen oftmals Atelierangaben und sind daher für die Verbreitung der Fotografien aussagekräftig. Verzierung und Schrift sowie technische Herstellung werden ausführlich mit zahlreichen, teil kolorierten Beispielen vorgestellt.

Fotografen und Ateliers sind nochmals in einem eigenen Kapitel abgehandelt (vgl. Tab. 15, 19, 20). Die Rechtschreibreform von 1901 bietet gleichfalls chronologische Hinweise auf die Entstehung eines Abzugs, da z. B. 'artistisch' außer Gebrauch kam und durch 'künstlerisch' ersetzt wurde. Daneben gibt es Aufdrucke, Etiketten und Stempel, die eine eindeutige Zuweisung ermöglichen und um handschriftliche Angaben ergänzt sein können. Namentliche Kennzeichnungen von Negativen waren von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg üblich. Eine Auswahl an Bildautoren ist als Tabelle 11 im Buch abgedruckt. Etwa 40 Jahre lang gab es zudem Warenhausateliers innerhalb größerer Kaufhäuser, die für Amateure eine preisgünstige Alternative zum Abzug von Fotografien darstellten. Die Schnellfotografie an Selbstbildautomaten wurde nach 1900 populär. Fotografische Vereinigungen und Verlage sind als Nachschlagtabellen im Buch aufgenommen (vgl. Tab. 21, 23).
Neben der Fotografie als solche führt Starl auch verschiedene Aufbewahrungsmöglichkeiten wie Etui, Rahmen, Album, Leporello, Mappe, Fotohülle oder Schmuckensemble auf.

Die Bilder sind in Personen, Topografie (inkl. Architektur, Industrie und Technik), Kunst, Werbung, Fauna und Flora eingeteilt, wobei die Porträtfotografie zusätzlich in Aufmachung (Kleidung, Frisuren, Accessoires) und Anlässe untergliedert wird. Daneben gibt die Aufnahmetechnik zusätzliche chronologische Hinweise.

Dank einer ausgezeichneten Systematik und sehr qualitätvoller Abdrucke der Fotografien im Buch ist 'Bildbestimmung' ein praktisches wie unentbehrliches Hilfsmittel zur Bestimmung und Deutung historischer Aufnahmen in einer vorbildlichen Aufmachung und Herstellung. Über ein gewähltes Kriterium werden wichtige Hinweise gegeben, einen Abzug zeitlich, inhaltlich und produktionstechnisch zu verorten. Ein ausführliches Literaturverzeichnis sowie umfangreiche Register ermöglichen ein rasches Auffinden gesuchter Motive, Orte usw.