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Architektur in Berlin 1933-1945 - WLA-Online - Wissenschaftlicher Literaturanzeiger
Architektur in Berlin 1933-1945
Ein Stadtführer

Architekturzeugnisse der NS-Zeit erhalten, um zu erinnern' schreibt Landeskonservator Professor Dr. Jörg Haspel im Vorwort des anzuzeigenden 'Führers' und weist auf die Problematik hin, wie fragil eine intensive Auseinandersetzung mit 'unbequemen Baudenkmalen' aus der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ist. Über eine angemessene Form eines kritischen Umgangs mit der Vergangenheit der Jahre 1933 bis 1945 ist selbst nach fast einer Menschengeneration nach Kriegsende kein Konsens in Aussicht. So auch über die Nutzung, den Erhalt und den Abriss nationalsozialistischer Architektur. Ein Moment liegt sicher in der Bauweise selbst, die durch ihre Geschlossenheit und Monumentalität eben auch Züge der NS-Ideologie erkennbar in sich trägt, für die in unserer heutigen Demokratie kein Verständnis und somit kein Platz mehr ist.

Erinnern kann auf verschiedene Arten stattfinden, aber braucht es dafür immer die originären Zeugnisse? Oder anders gefragt: Erlischt mit der Zerstörung eines Objekts auch die Erinnerung daran? Diese Frage stellt sich auch seit der deutschen Wiedervereinigung im Umgang mit der Architektur des historischen Sozialismus ' und sie wird bis heute ambivalent beantwortet.

'Architektur in Berlin 1933-1945' kann erwartungsgemäß hierauf keine verbindliche Antwort geben. Aber der Autor Matthias Donath versäumt es nicht, angesichts der historischen Dimension der Verbrechen des Nationalsozialismus, eine ausführliche Einleitung zur Hauptstadtplanung seit den 1930er Jahren zu geben und die Architektur unter dem Hakenkreuz deskriptiv und inhaltlich zu erläutern. Sein Buch versteht sich daher weniger als eine Art Baedecker durch das nationalsozialistische Berlin, sondern hat ganz klar einen konservatorischen Anspruch: so detailliert wie möglich festzuhalten, was bis heute aus der NS-Zeit überdauert hat. Teils mit historischen Aufnahmen komplettiert, nimmt Donath den Leser mit durch verschiedene Berliner Bezirke und erklärt, was ausschlaggebend war für einen Bau, seine Funktion und spätere Nutzung. Weiterführende Literatur gibt jeweils Quellen oder ergänzendes Material an. Eine hervorragende Bebilderung, ein übersichtliches Layout und ein überzeugender Druck machen das Buch über seinen konservatorischen Inhalt hinaus wertvoll für Architekten, Kunsthistoriker und den allgemeinen Leserkreis.