Mozarts Briefe, so erläutert der Herausgeber des Reclam-Bandes Stefan Kunze zu Recht, bieten keinen Einblick in die Genialität des künstlerischen Werkes; sie sind ' im Gegensatz z.B. zu Wagner ' ohne literarischen Impetus geschrieben; und auch erhellen sie nicht 'Schicksal, Weltsicht und 'Erlebnis' des Komponisten' (S. 6). Sie sind vielmehr als 'unmittelbar' zu umschreiben, vielleicht unartig, dreist oder toll, teilweise ironisch, voll kindlicher Frische und daher unverwechselbar. Spielerische Elemente werden von einer Unbeschwertheit getragen, die in einer unbegrenzten Kreativität zu münden scheinen. Sein durchaus leidvolles Leben tritt dahinter zurück. Seine eigene hohe Selbst(ein)schätzung wird ihren Teil dazu beigetragen haben.
Die hier vorliegende Auswahl von Mozarts Briefen ' 187 der etwa 350 erhaltenen, 'vollständig oder in Ausschnitten wiedergegeben' (S. 23) ' werden von Korrespondenzen des Vaters und einem Schreiben der Cousine Maria Anna Thekla Mozart erweitert; dies des Verständnisses wegen und um die Entstehung des 'Idomeneo' (1780) zu beleuchten.
Mozarts Briefe sind zumeist in Deutsch, ansonsten auf Salzburgerisch, auf Italienisch und auf Französisch abgefasst. Im Abdruck ist die originale Orthografie beibehalten worden, was im Sinne der Authentizität der Schriftstücke zu begrüßen ist. Die vorgenommene Auswahl berücksichtigt viele für einen interessierten, aber auch fachkundigen Leser relevanten Vorkommnisse oder Themen.
Diese zum Mozartjahr erschienene Zweitauflage ist nicht nur wegen ihrer editorischen Sorgfalt, sondern auch wegen ihres Leben und Werk Mozarts kommentierenden Charakters eine entscheidende Bereicherung zur Sekundärliteratur über den weltberühmten Komponisten.