Die anlässlich des 250. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart erweiterte Anthologie versammelt 64 Beiträge von Kritikern, Schriftstellern, Philosophen, Künstlern, Musikern und hochgestellten Persönlichkeiten zu Leben und Wirken des einzigartigen 'Licht- und Liebesgenius der deutschen Musik' (Richard Wagner). Die Länge der Artikel variiert genauso wie deren Qualität: Kierkegaards kluge wie einfühlsame Analyse des 'Don Giovanni' (S. 96'122) ist sicher einer der lesenswertesten Beiträge im gesamten Buch, Schopenhauer mit seiner Gesamtschau zum Wesen des Genies (S. 123f.) ist gleichsam kurz und plakativ, ohne Tiefgang zu haben. John Cage (S. 325) verbindet Kürze und Witz erfrischend miteinander, Richard Wagner (S. 83-91) ' weniger erquicklich ' deutschen Pathos und Schwülstigkeit der Worte.
Immer wieder wird der Leser auf 'Don Giovanni' ' im Urteil der meisten Autoren hier im Büchlein die gelungenste Oper ' oder die 'Zauberflöte' gestoßen; das Verhältnis Mozarts zu Salieri und die vermeintliche Mordthese an dem jungen Komponisten durchziehen die Seiten, und deuten an, was nicht nur den Leser, sondern auch die Autoren in den Jahrhunderten zuvor zu fesseln pflegten: Sex and crime.
Die Anthologie beherbergt zumeist Positives zu Mozart und seinem Werk und zementiert damit das Bekannte über dessen ¼uvre (Glenn Gould, S. 267'271 ist eine der wenigen prominenten Ausnahmen). Die internationale Beiträge berücksichtigende Rezeption macht das Büchlein zu einer willkommenen Lektüre, nicht nur für den Liebhaber. Die chronologische Ordnung hat lediglich den Nachteil, inhaltliche Bezüge (z. B. Beiträge zu gleichen Thematiken) weniger übersichtlich abzubilden. Eine Idee ' mit viel Aufwand, dessen ist sich der Rezensent bewusst ' wäre ein Schlagwortverzeichnis, mit dessen Hilfe thematisch verwandte Artikel zueinander in Beziehung gesetzt werden könnten.
'Zuviel Noten, lieber Mozart' ist eine gelungene und kurzweilig geratene Zusammenstellung der zu Mozart relevanten Texte im bekannten, ansprechenden und gut handhabbaren Reclam-Format, was den Lesegenuss noch steigert.