J.R.R. Tolkiens 'The Lord of the Rings' ruft seit seinem Erscheinen 1954 und 1955 ungebrochene Begeisterung bei seiner Leserschaft auf der ganzen Welt hervor. Es gehört zu den meistgelesenen, aber auch meistinterpretierten Werken der phantastischen Literatur. In 'Mittelerde und das 21. Jahrhundert' setzt sich Alexander van de Bergh mit verschiedenen Thematiken innerhalb des 'Lord of the Rings' auseinander. Im Hauptteil des Werkes ' 'Die Schattenseiten des Menschseins' (S. 29) ' untersucht er, inwieweit Tolkien in seinem Werk Kritik an der Zivilisation übt und welche Parallelen zur realen Welt bestehen. Van de Bergh betrachtet hier die Problemfelder Industrialisierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Machtstreben sowie Aggression, Gewalt und Krieg. Hierbei stehen oft die Figuren als Individuen im Mittelpunkt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den im Roman aufgezeigten Staats- und Gesellschaftsformen, die kritisch betrachtet und analysiert werden. Ein Blick auf die mögliche Nutzung dieser Formen in der Realität schließt die Darstellung ab. Am Ende des Kapitels hält van de Bergh fest, dass man nicht von einer eindeutig definierbaren 'Moral' bei Tolkien sprechen kann (S.101). Vielmehr gehe es ihm um 'die Frage, wie sich der einzelne Bürger in einer Welt voller Konflikte verhalten soll' (S. 101).
Im letzten Teil seiner Arbeit wirft van de Bergh einen Blick auf die Oscar-prämierte Verfilmung von Peter Jackson (2001, 2002, 2003). Hierbei werden die Hauptthemen der vorangegangen Arbeit aufgegriffen und es wird untersucht, inwieweit diese in der Filmadaption ihrer literarischen Vorlage entsprechen. Van de Bergh kritisiert den 'völlige[n] Verzicht auf gewaltkritische Reflexionen' (S. 121), hebt aber die 'gelungene Visualisierung der Industrialisierung' (S. 121) hervor.
Alexander van de Bergh hat hier ein lesenwertes Werk geschaffen, das nachvollziehbar erklärt, welche Verbindungen zwischen Mittelerde und dem 21. Jahrhundert bestehen. Da er weitgehend plausibel macht, was in 'The Lord of the Rings' gelungen ist und was nicht, eignet sich das Buch auch für Leser, die nicht zur begeisterten Leserschaft der Tolkien-Trilogie gehören. Weniger gelungen ist jedoch die gleichzeitige Verwendung der englischen Originalbegriffe und der deutschen Bezeichnungen. Manche Namen und Orte werden stets in der Originalschreibweise verwandt, andere in ihrem deutschen Pendant; eine logische Erklärung hierfür ist nicht ersichtlich. Kompliziert wird es zudem, wo beide Begriffe benutzt werden, so zum Beispiel Treebeard (S. 36) und Baumbart (S. 43). Hier wäre eine konsequente Linie bzw. eine Erläuterung für den Leser wünschenswert gewesen. Dennoch ist dieses Buch ein Gewinn im Bereich der Tolkien-Forschung.