Die deutsch-jüdische Geschichte ist von jeher auch eine Geschichte des fortlaufenden Kampfes der Juden um Gleichberechtigung und Anerkennung. In einer Gesellschaft, in der Juden stets als Bürger zweiter Klasse betrachtet wurden, hofften diese, durch den Eintritt in den Militärdienst, ihren gesellschaftlichen Stand aufzuwerten.
Obwohl sich jüdische Soldaten in verschiedenen Kriegen (Befreiungskriege, Krieg gegen die Franzosen 1870/71) als patriotische Kämpfer erwiesen, verloren sie mit dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen erneut jegliche Anerkennung. Die Entwicklungen um Voraussetzungen und Zulassungen von Juden für den militärischen Dienst in den deutschen Teilstaaten, der Armee des Kaiserreichs und der Weimarer Republik sind wechselhaft. Eine Offizierslaufbahn blieb ihnen jedoch fast ausschließlich verwehrt, da man den Juden das Fehlen von Mut, Tapferkeit und der prinzipiellen Eignung zum Vorgesetzten unterstellte. Auch hatte der militärische Erfolg jüdischer Bürger keinen positiven Einfluss auf die Möglichkeit, in den Staatsdienst einzutreten, denn 'auch zeitweilige Tapferkeit im Dienste fürs Vaterland [sei] kein Ausgleich für die grundsätzlich niedrige Moral der Juden' (S. 70), so eine Bekanntgabe des Justizministeriums. Weiter dokumentiert die Geschichte auch den Antagonismus des ungebrochenen Integrationsstrebens der Juden einerseits und des aufkeimenden Antisemitismus andererseits. Die zahlreichen historischen Fakten und Daten werden von Auszügen aus verschiedenen Textsorten (Feldpostbriefe, offizielle Schreiben, Zeitungsausschnitte) begleitet. Das Werk endet mit einem Blick auf die Bundeswehr und ihre jüdischen Angehörigen, zu denen auch der Autor gehört.
Hauptmann der Bundeswehr Michael Berger legt mit 'Eisernes Kreuz und Davidstern. Die Geschichte der Jüdischen Soldaten in Deutschen Armeen' erstmals ein monographisches Werk zu diesem Thema vor. Beginnend mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert verfolgt die 250 Seiten umfassende Arbeit den militärischen Einsatz jüdischer Soldaten bis hin zur Zeit der Weimarer Republik sowie der anschließenden Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten.
Berger stellt dieses dunkelste Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte jedoch nicht in den Mittelpunkt; so widmet er diesem Teil gerade einmal zehn Seiten. Vielmehr geht es ihm um den Konflikt einer Bevölkerungsgruppe, die gegen jeden Widerstand versucht, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Berger beschreibt dabei die äußeren Bedingungen der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und skizziert die Auswirkungen diverser Ereignisse wie dem Wiener Kongress 1814/15, der Märzrevolution 1848 oder der rechtlichen Gleichstellung 1869-71. Die mit einem Militärdienst einhergehende Reputation blieb den jüdischen Soldaten jedoch stets versagt und daher ist es umso erfreulicher, dass Berger ihnen mit seinem Werk die Beachtung verschafft, die ihnen gebührt.
Dem Autor ist es gelungen, eine Fülle von Daten und Fakten informativ zu bündeln. Enttäuscht wird der Leser jedoch durch die fehlenden bibliographischen Angaben, die eine gezielte Vertiefung einzelner Themen durch weiterführende Literatur verhindert. Lediglich ein drei Seiten umfassendes Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister stehen dem Leser zur Verfügung. Dennoch ist Michael Bergers Buch ein willkommener Beitrag zu dieser Thematik.