69vnphim sex sexj88vn6969vn 123b5679 123b j88
5. Ägyptologische Tempeltagung, Würzburg 23.-26. September 1999 - WLA-Online - Wissenschaftlicher Literaturanzeiger
5. Ägyptologische Tempeltagung, Würzburg 23.-26. September 1999

Vom 23.-26. September 1999 fand in Würzburg die insgesamt 5. Ägyptologische Tempeltagung statt, auf der allgemeine Fragestellungen und Lösungsansätze im Bereich der Forschung zu altägyptischen Tempeln in 13 Vorträgen vorgestellt und diskutiert wurden. Die hierzu herausgegebenen Akten beinhalten demzufolge 13 Beiträge, in denen die Vortragenden eine Zusammenfassung ihrer Vorträge geben, die von beachtlicher inhaltlicher und zeitlicher Bandbreite sind. So finden sich neben Abhandlungen zu einzelnen kultischen, politischen, ikonographischen, philologischen oder administrativen Problemstellungen auch aktuelle Forschungsergebnisse laufender Grabungen.
Hans-Georg Bartel stellt in seinem Artikel 'Funktionale Aspekte des Täglichen Rituals im Tempel Sethos` I. in Abydos' (S. 1-16) eine Untersuchung zum Täglichen Ritual vor, dessen früheste Belege sich in sechs der insgesamt sieben Kapellen des Sethos I.-Tempels in Abydos finden. Nach einer religionspolitischen Einführung zum Thema diskutiert Bartel die Frage nach möglichen Beziehungen zwischen einzelnen, in den Kapellen dargestellten Szenen und belegt, daß Passagen der Pyramidentexte in das Tägliche Ritual aufgenommen wurden, die hier vor dem Hintergrund der Wiedergeburt der Schöpfung durch Sethos I. zu interpretieren sind.

Lanny Bell entwickelt in seinem Beitrag 'Divine Kingship and the Theology of the Obelisk Cult in the Temples of Thebes' (S. 17-46) die These, daß nicht nur sämtliche kolossale anthropomorphe und theomorphe Statuen, sondern auch alle kolossalen monolithen Obelisken als Statuen des vergöttlichten Königs zu interpretieren sind, worauf nicht zuletzt die obligatorische Nennung der königlichen Titulatur auf jedem Obelisk hinweist. Als Argumentationsobjekte zieht Bell hier vornehmlich die in Karnak Ost aufgestellten Obelisken heran.

Die 'Hathorkapitelle in Zypern ' eine eigenständige Variante?' (S. 47-56) werden von Edith Bernhauer vorgestellt. Das Basismaterial für diese Untersuchung stellen sieben auf Zypern entdeckte Hathorkapitelle dar (in Kition, Amanthus, Paphos und Vouni), die in die Zeit zwischen 530'440 v. Chr. datieren und vermutlich in Heiligtümern der Aphrodite oder Astarte Verwendung fanden. Nach der Haartracht und der Gesichtsstilistik unterscheidet Bernhauer hier zwischen zwei Typen von Kapitellen und spricht sich dafür aus, die zyprischen Kapitelle ' da sie alle wesentlichen Elemente der ägyptischen Hathorstütze aufweisen - nicht als eigenständige Variante der ägyptischen Kapitellform zu bewerten.

Maria-Theresia Derchain-Urtel befaßt sich in ihrem Beitrag 'Text- und Bildkongruenz: Die Kronen der Götter als Objekte der Forschung' (S. 57-69) mit den in griechisch-römischen Tempeln abgebildeten und genannten Götter- und Königskronen. Ihre Studie, in der sie die Beschreibungen der einzelnen Kronen im Esna-Tempel untersucht, belegt, daß diese sich mit den bildlichen Darstellungen der Kronen decken. Diese Erkenntnis ist insofern von Bedeutung, als noch nie realiter eine Krone oder auch nur Kronenfragmente entdeckt werden konnten.
Arno Egberts beschäftigt sich in seinem Artikel 'Substanz und Symbolik: Überlegungen zur Darstellung und Verwendung des Halskragens im Tempel von Edfu' (S. 71-81) mit dem in diesem Tempel dargestellten Ritus des Darreichens des Halskragens. Hierbei unterscheidet er drei Typen von Halskragen: den Blätterkragen, bei dem es sich um eine Leiterkette aus Blättern handelt, den Hathorkragen, dessen namensgebendes Dekorelement Hathorköpfe darstellen, sowie den wegen der Falkenköpfe an seinen Enden so genannten Falkenkragen. Während der Blätterkragen aus Pflanzenblättern besteht und meist von Horus rezipiert wird, sind der Hathor- und der Falkenkragen aus Gold, Silber und kostbaren Steinen gefertigt und werden meist von Göttinnen empfangen. Lediglich eine Darstellung von der nördlichen Innenseite der Umfassungsmauer fällt aus diesem Halskragen-Schema heraus ' die Existenz dieser Ausnahme und dessen Hintergründe werden von dem Autor abschließend begründet.
Ausgehend von den über 800 relieftragenden Blöcken und ca. 500 Blockfragmenten aus Kalkstein, die als Spolien aus dem Karnak-Tempel auf uns gekommen sind, rekonstruiert Catherine Graindorge in ihrem Beitrag 'Der Tempel des Amun-Re von Karnak zu Beginn der 18. Dynastie' (S. 83-90) die dortige Tempelanlage Amenophis` I. Die Blöcke befinden sich heute in den Steinmagazinen von Karnak und konnten durch ein epigraphische Dokumentation und zeichnerische Zusammenstellung entsprechend analysiert werden. Dabei konnte die Autorin drei verschiedene Bauphasen unter Amenophis I., die sie im Detail ausführt, und eine Anlehnung an Vorgängerbauten verifizieren. In dem durch mehrere offene Höfe charakterisierten Gesamtkomplex, waren im Zentrum das Barkenheiligtum und eine Ka-Kultstelle des lebenden Königs errichtet. Hier wurden erstmals Götterkult- und Königskult mit Hilfe eines Architekturprogramms miteinander verbunden - ein Element, das für die weitere Geschichte der Tempelarchitektur prägend sein sollte.

Der Artikel Rolf Gundlachs 'Ich gebe Dir das Königtum der Beiden Länder ' der ägyptische Tempel als politisches Zentrum' (S. 91-108) beschäftigt sich mit einer möglichen Funktion des altägyptischen Tempels, nämlich dem auf politischer Ebene. Der Tempel wird hier als abgegrenzter, heiliger Raum definiert, in dem die Kommunikation zwischen Diesseits und Jenseits, und damit auch die kultische Kommunikation zwischen König und Gott möglich ist. Gleichzeitig wird die königliche Herrschaft damit gesichert, da die Ordnung von Kosmos, Staat und Gesellschaft nur in Anwesenheit göttlicher (=heiliger) magischer Kräfte erreichbar sind, die auf einen Amtsträger auf Erden übertragen werden müssen, der dann als göttlicher Kultpartner auf Erden agiert. Die Aspekte der kultischen Übertragung und Absicherung der königlichen Herrschaft sind hierbei über die Kette Gotteswahl-> Thronbesteigung-> Legitimierung-> Ausstattung mit magischen Machtmitteln (=Krönung)-> Übertragung der Herrschaft -> Gründung des Staates (smA-tA.wy) nachzeichenbar. Die hierfür notwendigen Handlungen und Formeln sind an den betreffenden Stellen als Tempeldekor festgehalten. Die Errichtung und der Betrieb altägyptischer Tempel ist als Staatsaufgabe verstanden und demzufolge nach königlicher Planung vorgenommen worden. In seinem abschließenden Kapitel zeichnet Gundlach das Bauprogramm der Pharaonen und die politische Bedeutung der Heiligtümer von der Thinitenzeit bis in die römisch-byzantinische Zeit nach.

Eleonora Kormyscheva verfolgt in ihrem Beitrag 'Riten des Amun in den nubischen Tempeln von Ramses II.' (S. 109-135) das Ziel, den Reichskult des Amun-Re und die Rolle der nubischen Tempel aus der Zeit Ramses II. zu erforschen. Dafür zieht die Autorin folgende Merkmale heran: 1. Tempelonomastik, 2. Riten, 3. Geographie des Amun-Re und Re-Harachte und 4. Veränderungen in der Ikonographie des Amun-Re. Eine Analyse dieser Merkmale zeigt eine führende Rolle des Amun-Re, die im Zusammenhang mit der Sicherung der Königsherrschaft steht. Unternubien wurde somit zur Domäne für die Bestätigung der Vergöttlichung Ramses’ II. zu Lebzeiten; das Ritensystem in den nubischen Tempeln verfolgt das Ziel, den vergöttlichten König ins Pantheon der Götter einzuführen ' in einigen Fällen ersetzte er gar den Amun-Re und erhielt auf diese Weise Züge des Reichsgottes.
Ludwig Morenz befaßt sich in seinem Artikel 'Die Götter und ihr Redetext: Die ältestbelegte Sakral-Monumentalisierung von Textlichkeit auf Fragmenten der Zeit des Djoser aus Heliopolis' (S. 137-158) ausgehend von den erwähnten Relieffragmenten mit der monumentalen Bild-Schriftlichkeit in Ägypten kurz nach der Zeit der Schrifterfindung. Die Analyse des Bild- und Schriftprogramms des Heliopolis-Tempels ergibt dabei, dass dieser Tempel nicht als 'einfacher' Göttertempel zu betrachten ist, vielmehr handelt es sich hierbei wohl um sakrale Architektur, die in enger Verbindung zu Djoser steht und eventuell sogar im Zusammenhang mit dem königlichen Sedfest zu deuten ist.

Joachim F. Quack behandelt in seinem Beitrag 'Die Dienstanweisung des Oberlehrers aus dem Buch vom Tempel' (S. 159-171) eine in 40 fragmentarischen Manuskripten erhaltene Schrift, in der die praktischen Belange des Tempelbetriebes geregelt werden. Die Manuskripte selbst stammen allesamt aus römischer Zeit, sind jedoch in Mittelägyptisch abgefaßt und in Hieratisch aufgezeichnet. Neben einem Überblick zum Gesamtkonzept des Buches, wird vor allem das Kapitel, das die Anweisungen für den Oberlehrer enthält, detailliert vorgestellt und vom Verfasser analysiert und interpretiert. Dabei kristallisierte sich heraus, daß die priesterliche Ausbildung weitgehend auf die Bedürfnisse des Tempelbetriebes zugeschnitten war und ein besonderes Gewicht auf die Kenntnis von Ritualpraktiken und Gesangstechniken gelegt wurde.

Andrea-Christina Thiem liefert in 'Anmerkungen zur Analyse der architektonischen und ikonographischen Konzeption des Speos von Gebel es-Silsileh' (S. 173-178) eine entsprechende Analyse des bislang weitgehend unpublizierten Speos in seiner ursprünglichen Ausprägung der späten 18. Dynastie. Gleichzeitig bietet diese Untersuchung von topographischer Lage, Architektur, Bau- und Dekorationsphasen sowie verschiedenen Aspekten des Dekorationsprogrammes eine Grundlage für weiterreichende Studien zum theologischen und ideologisch-politischen Konzept des Speos.

Martina Ullmann setzt sich in ihrem Beitrag 'Der Tempel Ramses` II. in Abydos als ‚Haus der Millionen an Jahren’' (S. 179-200) ' ausgehend von dem genannten Tempel ' mit den sogenannten 'Millionenjahrhäusern' auseinander. Nach einer Einleitung und einem Überblick zur topographischen und chronologischen Beleglage dieser königlichen Kultanlagen, analysiert Ullmann den Terminus Hw.t n.t HH.w m rnp.wt und faßt seine funktionalen Aspekte zusammen. Dabei stellt sich heraus, daß das primäre Ziel des Kultgeschehens in den Millionenjahrhäusern und ihr gemeinsamer Nenner die regelmäßige Erneuerung der Königsherrschaft war, die sich dort analog zur Regeneration der götterweltlichen Herrschaft vollzog.

Gyözö Vörös gibt in seinem Artikel 'Hungarian Expedition on Thot Hill at the Temple of Pharaoh Montuhotep Sankhkara in Thebes (1995-1998)' (S. 201-211) einen aktuellen Forschungsüberblick zu den Arbeiten der ungarischen Expedition am Tempel Mentuhotep Seanchkares auf dem Thotberg. Nach einer topographischen und forschungsgeschichtlichen Einführung stellt Vörös die 1995-1996 durchgeführten Arbeiten am Heiligtum der 11. Dynastie vor: vier Gründungsgruben wurden entdeckt, ein bis dato unbekannter, steinerner Bau unterhalb des Tempels Mentuhoteps III. wurde untersucht, der nach Angabe des Autors wohl in die archaische Zeit um 3000 v.Chr. datiert. Eine Restaurierung des Fußbodenniveaus des Mittleren Reich-Tempels beendete die ungarischen Arbeiten im Herbst 1997.

Da eine Reihe von Artikeln aus der Beschäftigung mit dem Thema im Rahmen einer Monographie heraus entstanden und diese mittlerweile publiziert sind, kann der vorliegende Band als nützliches Überblickswerk und gute Einstiegsmöglichkeit zur intensiveren Beschäftigung mit einzelnen Themen verstanden werden.