Mehr als 1000 Jahre Kunstentwicklung vereinigt Susanna Partsch in dem geschickt aufgebauten Universal-Band; universal deshalb, weil Architektur, Skulptur, Mosaiken und Malerei (Wandmalerei, Ikonen, Buchmalerei) gleichberechtigt behandelt werden und ihre Wechselwirkung und sich ergänzende Funktion im gesamten Buch hinreichende Berücksichtigung finden. Werkbeispiele und eine zusätzliche Materialsammlung antiker Quellen und Künstlerbiographien geben dem Band die Qualität einer grundlagenorientierten Einführung in die Kunstepoche 3.-14. Jahrhundert. Ihre Schwerpunkte setzt Partsch auf Rom, Ravenna und Konstantinopel, wobei sie Griechenland, Georgien, Armenien und Rußland streift. Alexandria oder Antiochia meidet sie mit dem Hinweis, die seit dem 7. Jahrhundert dort seßhaften Araber haben die künstlerische Entwicklung dort blockiert, die dort entstandenen Kunstwerke sind entweder zerstört oder verfallen (S. 39). Der Einwand ist allerdings nur nachvollziehbar, berücksichtigt man das Gesamtkonzept des Buches: die an Werkbeispielen erläuternde gattungstheoretische Betrachtung der frühchristlich-byzantinischen Kunst. Denn über die Werke (nicht über textliche Überlieferung) schlägt sie den kulturhistorischen Bogen in die Vergangenheit, jedes ihrer ausgewählten Zeugnisse hat im klaren didaktischen Aufbau des Werkes seine Funktion. Sie stützt sich auf die klassischen, bekannten Hauptwerke (Ravenna, S. Vitale; Mailand, S. Lorenzo Maggiore), überrascht jedoch damit, das Kunsthandwerk im Bereich der Skulptur mit zu behandeln. Basilika und Kreuzkuppel sind die Ausgangspunkte ihrer Architekturabhandlung (S. Giovanni in Laterano vs. Hagia Sophia möchte Rez. überspitzt formulieren). An verschiedenen Kirchenbauten wird parallel die weitere Entwicklung festgemacht, an deren Ende Partsch S. Marco in Venedig und Kariye Cami in Konstantinopel setzt. Die wenigen erhaltenen Stücke der Freiplastik (Apostelbüsten, Gute Hirten, Hodegetria) werden angerissen, die eigentliche Auseinandersetzung findet wie in der wissenschaftlichen Darstellung üblich mit Hilfe von Beispielen aus der Reliefplastik statt. Mosaikkunst und Malerei jener Zeit füllen eine Vielzahl von Einzelveröffentlichungen und prägen neben der Sarkophagkunst das Bild frühchristlicher und byzantinischer Zeit. Die Themenvielfalt der Bilder wird im Buch ausreichend behandelt, und neben dem thematischen Bezug erläutert Partsch immer auch den architektonischen Kontext und führt somit den Leser in die jeweils aktuellen Dekorationssysteme ein.
Nicht nur zur Orientierung ist der besprochene Band rundum empfehlenswert: Die Kombination aus kultur- und geisteswissenschaftlicher Einführung, Werkbeispiel mit Erläuterung, antiken Quellentexten, Künstlerbiographien, Literatur- und Sachwortverzeichnis überzeugt methodisch, die Betrachtungen der exemplarischen Werke inhaltlich und der flüssige, leicht zu lesende Text stilistisch.